Schon morgens ganz in der Frühe höre ich ihn. Gustav, unser Haupthahn, schlägt die Flügel kräftig aus, pustet sich den Nachtschlaf aus den Federn, legt seinen stolzen Kamm nach hinten und kräht ein fröhliches "Guten Morgen!". Auch die restliche Hühnerschar ist bereits unterwegs und ihr leises Gackern ist zu hören. Ich mache leise die Hintertür auf, denn unsere Jungs schlafen noch und mein Göttergatte arbeitet schon seit einer Stunde im Homeoffice. Ich atme tief ein. Die Luft ist rein und frisch. Vom blauen Himmel scheint wonnewarm die helle April-Sonne und kein Wölkchen trübt den lichten Morgen. Noch nicht einmal ein Flugzeug ist am Himmel, dafür gibt die Amsel ihr hellklingendes Morgenkonzert. Das Dompfaffen-Pärchen schützt sich lautstark pfeifend vor unserem Kater, der nun laut schnurrend um meine Beine streift und eine kühle Brise lässt die hellgrüne Birke direkt an der Wäscheleine leise rauschen. Die bunte Wimpelkette weht im Wind und Julie, unsere Hündin, rennt empört bellend einem Eichhörnchen hinterher. Flo, der kleine Nachbarsjunge, ist bereits unterwegs im Garten und ruft nach seiner Mama. Groß unterhalten habe ich mich noch nicht mit der Familie, doch sie waren vorher auch nie zu Hause. Beide Eltern gehen arbeiten und der Kleine kommt erst mit seiner Mutti um 17.00 Uhr heim. Ich grinse in mich hinein. Flo ruft lauter, er gibt nicht auf. Etwas leise ist nun seine Mama zu hören: "Flo, nicht so laut. Du bist nicht alleine auf der Welt!". Aus dem Garten hinter Flos Haus fliegen etwas schiefe Flötentöne durch die Luft bis zu mir herüber. Seit kurzem weiß ich, dort wohnt ein blondes Mädchen mit langen Zöpfen, das für die Schule ein Lied auf der Blockflöte lernen muss. Ihr kleiner Bruder weiß übrigens ganz genau wie er seine Schwester ärgern kann, er muss einfach an ihren Zöpfen ziehen und schon ist das Geschrei groß. Ich gehe zu unserer Fasspumpe und fülle meine Gieskanne randvoll. Der Garten, und ganz besonders der Vorgarten, ist knochentrocken. Kaum stehe ich im Vorgarten, sehe ich wie die jungen Enkelkinder aus dem Haus an der Ecke energiegeladen in den Garten ihrer Großeltern hüpfen. Hippe Musik geht an und die drei älteren Mädchen tanzen wild über die Wiese. Ich schmunzele in mich hinein und frage mich verwundert: Wo sind all' die Kinder vor der Corona-Zeit gewesen? Noch nicht einmal in den Ferien war ein so reges junges Leben um uns herum.
#bleibdaheim heißt das Monatsmotto von Andrea
verlinkt mit: "Frühlingsglück", *Natur-Donnerstag*