Dienstag, 19. November 2024

Julenisser (oder "Wichtelmann aus Eibenzweigen")

Stellt Euch vor, Ihr seid in Dänemark und entdeckt eine zauberhafte Welt voller "Nisser". Diese niedlichen nordischen Wichtelmänner sind das ganze Jahr über in Dänemark zu finden. Doch zur Weihnachtszeit verwandeln sie sich in besondere "Julenisser" und spielen eine wichtige Rolle in den Feierlichkeiten. Diese Tradition, die aus alten nordischen Volksmärchen stammt, ist seit etwa 1800 ein fester Bestandteil der dänischen Kultur. Wenn Ihr einen "Julenisser" seht, werdet Ihr meist einen alten Mann mit Bart erblicken, oft in Begleitung einer freundlichen Oma-Figur. Es gibt aber auch jüngere "Nisser" und sogar "Nisser-Kinder". Ihre roten oder grauen Zipfelmützen sind ihr Markenzeichen - sie ziehen sie tief ins Gesicht, um sich vor den Blicken Erwachsener zu schützen. In der Adventszeit helfen die "Julenisser" dem Weihnachtsmann bei seinen Vorbereitungen. Als Dankeschön erwarten sie "Julegrød", einen leckeren Milchreis. Wenn sie den nicht bekommen, sich vernachlässigt fühlen oder man nicht an sie glaubt, können sie zu "Drillenisser" werden und Euch böse Streiche spielen. Außerhalb der Weihnachtszeit spielen "Nisser" eine wichtige Rolle als Beschützer von Haus und Hof. Sie kümmern sich in der Winterzeit besonders um die Tiere und man muss sie gut behandeln, sonst ziehen sie weiter. In der modernen dänischen Kultur sind "Nisser" allgegenwärtig. Sie erscheinen nicht nur als traditionelle Figuren, sondern auch in modernen Interpretationen in Büchern, Filmen und als beliebte Dekorationselemente. Die Tradition der "Nisser" verbindet so auf charmante Weise altes Brauchtum mit zeitgenössischer Kultur und macht sie zu einem unverzichtbaren Teil des dänischen Alltagslebens und der Weihnachtszeit. Und wer weiß, vielleicht wird ein selbstgemachter "Julenisser" nun auch ein Teil in Euerer Weihnachtszeit. 


Material:
  • Eibenzweige (oder Fichten- bzw. Tannen-Zweige)
  • Moos
  • weißes Sisalgras für den Bart
  • 2 Stück Kaninchendraht (Größe ca. 50 x 30cm und 50 x 20cm)
  • Blumendraht
  • Zange
  • Seitenschneider
  • 1 kleine, rote Christbaumkugel
  • 1 große, rote Christbaumkugel

So geht's:

Zuerst zwickt man mit dem Seitenschneider 2 Stück Kaninchendraht von der Rolle ab, die ca. 50 x 30 cm und 50 x 20 cm groß sind. Diese Gitter-Teile werden jeweils zu einem Kegel geformt und mit Blumendraht fixiert. Aus dem größeren Kegel entsteht der Körper und aus dem kleineren Kegel die Mütze des Wichtels. Der Kegel der Mütze wird zu einer runden Form gebogen und mit Blumendraht an die Spitze des Körper befestigt. Nun werden die Eiben-Zweigen rund um das Gitter der Körpers mit Draht befestigt. Für die Mütze und das Gesicht wird Moos verwendet. Dafür eignen sich am besten zusammenhängende Stücke von Moos, da so das Anbringen rund um das Gitter mit dem Draht einfacher geht. Für den Wichtelbart wird das weiße Sisalgras auf ein Stück Draht gefädelt und an den unteren Teil der Mütze, also dem Wichtelgesicht, angebracht. Zum Schluss wird die große Christbaumkugel als Nase und die kleinere Kugel an den Mützenzipfel befestigt.






Von hier aus noch einen ganz lieben Gruß an die liebe Heike, eine Freundin aus den Spielgruppen-Tagen meiner Söhne. Sie hat im letzten Jahr den "Julenisser" als Wichtelgeschenk für mich gebastelt. Zu meiner großen Freude treffen wir "Muttis" uns nämlich immer noch regelmäßig und ich hoffe von ganzem Herzen das es auch so bleibt!

Freitag, 15. November 2024

Von alten Pfeifen und herbstlichen Gartenschätzen


Guten Morgen, meine Lieben. Wie schön, dass Ihr hier seid! Viel habe ich heute nicht zu zeigen, nur einen fast abgeräumten Esstisch mit wilden winzig kleinen Hagebutten, dazu ein paar Blätter, Walnüssen und Zieräpfelchen aus dem Garten und natürlich die Pfeifen vom Weckmann. Die Weckmänner (oder auch Stutenkerle) gab es nämlich zum Martinstag. Ich finde es gerade erschreckend das gestern bereits der letzte Sankt-Martin-Zug in unserer hübschen Klosterstadt stattgefunden hat. Doch noch ist diese schöne Brauchtumszeit nicht ganz vorbei, denn mein Großer möchte für uns auch in diesem Jahr am Wochenende eine Martinsgans zubereiten. Mit Rotkohl und Klöse (Knödel) ganz wie es sich gehört.. lach! Denn der 11. November ist für uns nicht nur das Fest des heiligen Martin, auch unser Uropa und mein Bruder, der leider schon mit einem halben Jahr gestorben ist, hätten an diesem Tag Geburtstag. Der Sonntag rund um Sankt Martin gehört deshalb seit jeher der Familie. Hoffen wir mal, dass das klappt, denn im Moment ist mein Göttergatte wieder bei seinem Vater, da bei meiner Schwiegermama eine erneute OP anstand. Heute soll sie entlassen werden und darauf hoffen wir alle. Tja, und mehr gibt es gar nicht zu erzählen, da ich die ganze Woche (ach, was: den ganzen November) viel gearbeitet habe, denn die fair gehandelten Martinsriegel, Lollies und Orangensaftpäckchen für die Martinstüten mussten ja schließlich am Niederrhein verteilt werden. 

Ich wünsche Euch allen
ein kuscheliges Novemberwochenende!
Herzlichst, Nicole

Sonntag, 10. November 2024

Heimatgeschichte(n) - Der Martinsabend am Niederrhein



Der Martinstag am 11. November entwickelte sich hier bei uns am Niederrhein im Laufe der Jahrhunderte zu einem bedeutenden Feiertag, der verschiedene landwirtschaftliche und religiöse Traditionen vereinte, denn der Martinstag markierte das Ende des Bauernjahres. Zu diesem Zeitpunkt war die Ernte bereits eingebracht, das Vieh wurde geschlachtet, alle Früchte waren verarbeitet, die Knechte und Mägde durften ihre Familien besuchen und bekamen manchmal einen Martinstaler als Zugabe gereicht. Leider wurde auch die Pacht (oft als Pachtgans) fällig. Denn obwohl die Grundherren das ganze Jahr über Zins und Zehnt einzogen, war seit dem Mittelalter der Martinitag (11. November) der traditionelle Stichtag für Abgaben. 

>He kömmt de Martensman, de well de Hauszins han! 
De Martensman well Koke, Äppel, Birke (Birnchen) on Nösskes han!<

Zudem leitete Martini im Kirchenjahr beginnend mit einem Lichterfest die sechswöchige Adventsfastenzeit ein. Kinder zogen am Abend vor dem Martinstag durch die Nachbarschaft und sammelten Holz für das Martinsfeuer. Außerdem erhielten sie Gebäck, die sogenannten "Martinsküchelchen", welches im Fett der geschlachteten Tiere ausgebacken wurde. Dem Kinderzug voraus lief ein huckepack getragenes Kind, das sogenannte "Martinsmännlein". Später wurde das Kind allerdings auf ein Pferd gesetzt und schließlich wurde aus dem "Martinsmännlein" der heilige Martin. Der Martinstag entwickelte sich zu einem Schwellentag, ähnlich dem Aschermittwoch und so kam es, dass das "Martinsmännlein" sich später sowohl zum Heiligen Martin und als auch zum "Hoppeditz" im (nieder-)rheinischen Karneval entwickelte. 

>Fastelovendsspillchen git e Marten!<
Schwängerung eines Mädchens zu Fastnacht zeigt am Martinstag die Folge.

Aufgrund von Bedenken der Obrigkeit wurden die Umzüge durch Pfarrer und Lehrer zunehmend organisierter. Den ersten offiziellen Martinszug gab es übrigens 1867 in Dülken und den ersten berittenen St. Marin im Jahre 1886 in Düsseldorf. Der Niederrhein gilt als Ursprungsregion der Martinstradition. Heute sind die Martinsumzüge am Niederrhein als immaterielles Kulturerbe des Landes NRW anerkannt.

Auch rund um unser altehrwürdiges Kloster Kamp wurde Sankt Martin gebührend gefeiert. Überlieferungen erzählen, das es früher Sitte war, dass die Jungend, die sogenannten Martinsjungen, mit ausgehöhlten Runkelrüben (Rübengeister) oder Fackeln beleuchtet mit einem "Märtenskętskən" (Martinskerze) am Martinsabend beim Heischen oder "stotzen gohn" mit sich herum trugen. Hier wurde das Brennmaterial für das Martinsfeuer bei den Bürgern unter Absingen eines Heischeliedes zusammengeholt, wobei dabei mit einem Stecken auf den Boden gestoßen wird.

>stotz, stotz, get os en ale Märteskorf (Martinskorb)!<
erhalten die Jungen nichts, dann singen sie: 
>stotz, stotz, ditz, äs en ollen Gitz (Geizhals)!<

>stotz, stotz, Stollendörp, get os ene ale Märteskorf
odder en al Man, wat de Man (Korb) messe (tragen) kann,
en Büsch Strüh (Stroh), en Man (Korb)Flüh!<

>Zent Märte, de Äppel habbe Sterte (Schwänze) 
hant de Äppel golde Sterte, sind de Äppel vergete.<

>Mertesmaus, Mertesmaus, gerf mer en Bäusch Strüh (Stroh) eraus; 
ra, ra, re, gerft mer en al Man (Korb)!<


Zur Belustigung der Kinder wurde am Abend vor Martini ein "Zent Märtesack" (Sankt Martinssack) aufgehangen. Der Martinssack bestand aus einer Papiertüte, die mit Süßigkeiten, Äpfeln und Nüssen, aber auch einigen Kartoffeln oder bitterschaligen Rüben gefüllt und an einer Zimmerdecke aufgehängt war. Am unteren Ende der Tüte hing ein Papierstreifen, den man anzündete. Während er brannte, hielten sich alle Kinder an den Händen und tanzten drumherum, dazu sangen die Kinder das Lied:

>Zent Märtens, zent Märtes Vögeltsche, 
Rond rond Kögeltsche, 
wo flog et, wo stoo et, 
All ower de Rhinn, wo de fette Ferkes sin. 
De fette Ferkes sölln geschlacht sin, 
Heißa zent Märte!

De Kalver hebben Stärte
De Köhj hebben Hörnder
On krüppen all in de Dörnder
 Heißa zent Märte!<


War die Tüte von den Flammen erfasst, fiel ihr Inhalt zu Boden. Nun galt es, im Dunkeln (es durfte kein Licht im Zimmer sein) die herausgefallenen Süßigkeiten zu finden. Besonders lustig war es anscheinend, wenn ein Kind eine bittere Rübe oder Kartoffel für einen Apfel hielt und hinein biss oder über die kullernden Kartoffeln ausrutschte. Am gleichen Abend pflegte man hier in unserer Klosterstadt, in den "Vierquartieren", auch kleine Buchweizenkuchen, die sogenannten "Sent Märede Runke" (auch Martinsküchelchen genannt), zu backen. Ein überliefertes Liedchen nimmt dazu aus dem Stadtteil Rossenray Bezug:

>Sent Märte, Sent Märtede Runke sin noch net gegäste.<
Teig ist noch nicht aufgegangen.


Auch der früher am Sankt Martinsabend geübte Brauch über ein Licht zu springen ist heute leider verschwunden. Dafür stand auf dem Fußboden der Küche oder eines Zimmers eine brennende Kerze. Wer das Licht beim Springen auslöschte, musste ein Pfand geben, welche hinterher verlost wurden. 


Martinsküchelchen

Zutaten
  • 1 Ei
  • 250 ml Milch
  • 125 g Buchweizenmehl
  • Öl zum Braten (früher Schmalz)

Zubereitung


Das Ei trennen und das Eiweiß zu Schnee schlagen. Eigelb mit Milch und dem Buchweizenmehl anrühren. Fünf Minuten quellen lassen. Anschließend den Eischnee unterheben. Den Teig esslöffelweise mit neutralem Öl in der Pfanne ausbacken.

Bestrichen werden die kleinen Pfannkuchen mit Apfelmus, Pflaumenmus oder Apfelkraut.



Quellentext:
Karl Friedrich Flögel, Geschichte des Grotesk-Komischen
1914, München verlegt bei Georg Müller
digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz 
des Trier Center for Digital Humanities

Die Fotos oben habe ich am 07.11.2024  in Kamp-Lintfort an der Ernst-Reuter-Schule gemacht.
Für mich ein ganz besonders schöner Abend zu Sankt Martin,
da mein Sohnemann als BuFDi dort den Bettler gemimt hat.


verlinkt mit: *Sonntagsschätzchen*

Sonntag, 3. November 2024

Novembergedanken


Die Farben werden blasser, die Natur dämpft ihre Töne und doch kommt jetzt eine Zeit, die mir schon immer gefallen hat. Ich liebe es, wenn man durchgefroren nach einem ausgiebigen Spaziergang nach Hause kommt und sich schon auf ein wärmendes Feuer freuen kann. Wenn dann noch der Wasserkessel für eine gute Tasse Tee fröhlich auf dem Ofen pfeift oder die Kaffeemaschine fauchend den heißen Kaffee in die großen Becher brüht, könnte ich wohlig seufzen. Noch ein paar selbstgebackene Kekse dazu und ein gutes Buch und dann ab auf das Sofa. Wenn sich dann noch unsere hübsche Hündin Julie zu meinen Füße kuschelt und der Kater neugierig aus dem Fenster guckt habe ich die Welt im Döschen. Doch eines muss ich gestehen, falls mein Göttergatte die Familie für ein Brettspiel zusammenruft, lege ich liebend gerne meine Lektüre beiseite. 


verlinkt mit: *Sonntagsschätzchen*

Dienstag, 29. Oktober 2024

Kürbis schnitzen



"Nur noch ein paar Tage, dann ist es soweit, dann ist wieder Halloween, dann ist Geisterzeit!", das Lied aus den Kindertagen unserer Söhne spukt mir schon seit ein paar Tagen durch den Kopf und heute ist es mir besonders präsent. Denn es dauert nicht mehr lange, dann werden unsere nicht mehr kleinen und großen Freunde eintrudeln, um heute bei uns im Garten einer liebgewordenen Tradition nach zu kommen und wie in den Jahren davor gemeinsam Halloween-Kürbisse zu schnitzen. In der Küche hört man das eifrige Geklapper einiger Topfdeckel, denn mein Göttergatte schmeckt noch einmal die bereits fertige Kürbissuppe ab. Ich grinse fröhlich vor mich hin, denn ich weiß es wird heute nicht nur Kürbissuppe mit verschiedenen Brotsorten geben, sondern es warten auch noch Würstchen-Spinnen und Mumientaler auf unsere Gäste. Ich genieße noch einmal den Duft von Kürbis, Kokosmilch und Zimt und laufe aus der Küche die Hoftreppe hinunter, als das laute Geknattter eines Motorrades zu hören ist. Der jüngste Spross meiner Freundin ist da und auch meine Herzenstochter kommt mir bereits lächelnd entgegen. Unsere Söhne werden erst später dazukommen, da heute nach den Ferien ihr erster Arbeitstag gewesen ist, genau wie meine Patentochter, deren duales Studium sie ganz in Anspruch nimmt. Der große Sohn meiner Freundin wird aus dem selben Grund leider gar nicht kommen können und umso mehr freue ich mich, dass der Jüngste in unserer Mitte bereits hochmotiviert in unserem rustikalen Holzpavillon an seinem Kürbis schnitzt. Ich drücke auf den Schalter und die Lichterkette mit den großen Glühlampen flammt auf und gibt dem Pavillon eine gemütliche Atmosphäre. Meine Gedanken wandern zu dem Patenonkel meines Jüngsten, der mittlerweile in Köln in einer Einrichtung für betreutes Wohnen lebt und schicke ihm ein paar liebevolle Gedanken. Ich hoffe, dass er weiß, wie sehr er uns fehlt. Doch endlich sind alle da und schnell wird aus unserem altem Holztisch im geschützten Pavillon ein Basteltisch. Wärmender Tee und heißer Kaffee wird herumgereicht und immer wieder läuft jemand in die Küche um sich an unserem kleinen Halloween-Buffett gütlich zu tun. Fröhliches Geplauder schalt durch unseren herbstlichen Waldgarten, während die Sonne langsam in einem herrlichen Orangerot hinter den altwürdigen Bäumen verschwindet und die Kühle der Nacht über uns hereinbricht. Nach und nach werden jetzt auch die Kürbisse fertig und jeder einzelne von ihnen wird mit einem Licht ausgestattet und von allen gebührend bestaunt. Dankbar blicke ich in die offenen Gesichter meiner Lieben und wünsche mir von ganzem Herzen, dass diese Tradition niemals aufhören wird. 

hAppY  hAllOwEEn!