Mittwoch, 11. September 2024

Unterm Apfelbaum

 

Die Luft ist milder geworden, die Sonne goldiger und die Gerüche intensiver. Bald ist der Herbst da, denn auch die Stare und Schwalben sammeln sich schon laut zwitschernd auf den Überlandleitungen. Auf der alten Obstwiese, dort wo sonst wiederkäuende Schafe geräuschvoll an den Gräsern zupfen, hört man heute nur das Fallen von überreifen Obst und das Summen hungriger Insekten. Es ist so schade, dass das alte Bauernhaus leer steht und die Wiese verweist ist. Julie, meine hübsche Hündin, ergreift sofort die Chance als sie entdeckt, dass das Gatter nicht verschlossen ist und saust wie der Wind über die unebene Wiese. Lächelnd sehe ich ihr nach und laufe ihr dann langsam hinterher. Mit Bedauern betrachte ich die heruntergefallen Äpfel und gucke neugierig in die niedrigen Wipfel. Es ist eine Schande, dass hier nicht gepflückt wird, denn die reifen Äpfel sind zum Greifen nah und wirken geradezu golden in der untergehenden Abendsonne. Doch einfach das Obst zu ernten ohne zu fragen, wage ich nicht. Ich hebe mein Gesicht der tiefstehenden Sonne entgegen und spüre wie der laue Wind uns einen Altweibersommer verspricht.



Freitag, 6. September 2024

Dahlien im Einmachtopf


Guten Morgen meine Lieben. Habt Ihr heute Lust mit mir ganz nach hinten in den Garten zu gehen? Kurz bevor das kleine Wäldchen anfängt? Wir könnten auf dem Weg dorthin reife Äpfel pflücken, bei den Hühnern nach frischen Eiern schauen und in den Hochbeeten die letzten Gurken und Tomaten einsammeln. Noch einige Blüten der Kapuzinerkresse dazu und schon ist meine alte Emaille-Schüssel wieder gefüllt. Heute habe ich ein paar Dahlien im Einmachtopf für Euch, ich liebe diese herrlichen Farben sehr. Geht es Euch auch so? Wie war denn Eure erste September-Woche? Hattet Ihr es schön? Erzählt doch mal. Bei uns war leider der Wurm drin. Mein Göttergatte (Einzelkind) musste nämlich letzte Woche wieder in seine elterliche Wohnung einziehen, da meine Schwiegermama notfallmäßig ins Krankenhaus musste und sein Vater mittlerweile eine 24-Stunden-Rund-um-Betreuung braucht. Trotz umfangreicher Suche haben wir leider keine Kurzzeitpflege finden können und auch der Pflegedienst hatte keine zusätzlichen Kapazitäten. Überall hieß - sorry, nein. Wir haben kein Personal. Traurig, oder?! Natürlich haben wir uns auch abgewechselt. Aber die Nächte mochte ich nicht übernehmen. Jetzt hoffe ich, dass mein Schatz und ich vielleicht dieses Wochenende ein paar Stunden gemeinsam hier bei uns zu Hause verbringen können. Ein paar schöne Momente und einbissel Erholung wären wirklich von Nöten. Denn auch schon davor haben mich die letzten Wochen sehr erschöpft. Die Urlaubsvertretung für eine Vollzeitkraft und eine Teilzeitkraft zu übernehmen, haben mich doch überfordert. Jetzt habe ich Überstunden zum Abwinken und keine Möglichkeit sie zu nehmen, weil sonst die Kolleginnen, die im Urlaub waren, auch dafür dann wieder Überstunden machen müssten. Ein schier endloser Kreislauf - der unbedingt vom Vorstand geändert werden muss! Ich glaube, sonst gebe ich einfach auf. Ach, herrje.. da habe ich aber mal wieder gejammert, oder?! Sorry. Aber das "Herunterschreiben" tut einfach gut! So, und nun muss ich in die Küche - vier Kilo Pflaumen warten darauf eingekocht zu werden. 

Habt ein wunderbares September-Wochenende!
Herzlichst, Nicole




Mittwoch, 4. September 2024

Septembermorgen


Nur noch wenige Stunden dann sollen sich die sonnenvollen Tage mit einem Donnergrollen verabschieden. Doch noch stehe ich im goldenen Septemberlicht und um mich herum versammeln sich glitzernd, wie kleine Tautröpfchen, glückliche Kindheitserinnerungen.

Danke, Papa. 



verlinkt mit: *Niwibo sucht*

Freitag, 30. August 2024

Blaue Hortensie


Blaue Hortensie

So wie das letzte Grün in Farbentiegeln 
sind diese Blätter, trocken, stumpf und rauh,
hinter den Blütendolden, die ein Blau
nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.

Sie spiegeln es verweint und ungenau,
als wollten sie es wiederum verlieren,
und wie in alten blauen Briefpapieren
ist Gelb in ihnen, Violett und Grau;

Verwaschenes wie an einer Kinderschürze,
Nichtmehrgetragnes, dem nichts mehr geschieht:
wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze.

Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuen
in einer von den Dolden, und man sieht
ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen.

(Rainer Maria Rilke)