Dienstag, 24. Januar 2017

Rabenfedern - dunkle Nachmittage im Januar


Draußen weht ein eisiger Wind ums Haus und die karge Mittagssonne hat die zarte Schicht aus Schnee und Graupel zu einer spiegelglatten Eisbahn werden lassen. Die wenigen Autos, die an unserem Haus vorbei fahren, werden langsamer und schon ganz bald ist gar kein Auto mehr zu hören. Die Menschen scheinen nur ein Ziel heute zu haben, ihr eigenes Zuhause. Auch bei uns kehrt schon gegen frühen Nachmittag Ruhe ein. Der Ofen bollert vor sich hin, unsere kleine Räucherschale verströmt einen intensiven Duft und viele kleine Lichter und Kerzen geben unserem Heim eine kuschelige Atmosphäre. Während ich mit unserer alten Strickliesel lange Schnüre knüpfe, sitzt mein Kleiner neben mir und plappert munter drauf los. Seit einiger Zeit geht es bei ihm um "Cowboys und Indianer*". Behutsam streichelt er die seidig glänzenden Federn. "Mama? Sind das wirklich Rabenfedern?". "Ja!", lächelnd blicke ich auf, "Die Federn sind von einer Rabenkrähe.". "Erzähl doch noch mal, warum der Rabe seine Federn verloren hat.", auffordernd schaut mein Kleiner mich an. "Gestern, als es so ganz dolle kalt und der Boden fest gefroren war, hat sich kein einziges Mäuschen mehr aus seinem kuscheligen Nest getraut. Das allerdings passte dem Habicht überhaupt nicht, denn er war so hungrig. Fast schon verzweifelt. Also hat er sich auf den Weg gemacht und ist näher an die Stadt heran geflogen. Von früheren Raubzügen wusste er, dass es bei uns leckere, kleine Hühnchen gibt. Müde und erschöpft hat er sich auf unsere große Zeder gesetzt und in unseren Garten gespäht." "Ja, aber unsere Hühner waren alle im Stall wegen der Vogelgrippe!", wirft mein Kleiner naseweis ein. "Genau!", bestätige ich und blicke ihn lachend an, "Aber das konnte der Habicht ja nicht wissen! Wie er da so sitzt, bemerkt er die dicken Tauben am Vogelhäuschen und breitet seine Flügel aus. Mit einem einzigen lautlosen Flügelschlag fliegt er tief in den Garten hinein. Doch bleibt sein Tun nicht unbemerkt. Eine der vielen Rabenkrähen in unserem Garten hat ihn bereits gesehen, mit lauten Rufen verfolgt sie den Habicht und hackt dabei mehrfach auf ihn ein. Schnell kommen noch einige andere Vögel der Rabenkrähe zur Hilfe. Auch eine Elster ist mit dabei und bedrängt den Habicht sehr. Doch das lässt sich natürlich der Habicht nicht gefallen und schlägt heftig mit seinen starken Flügeln gegen seine Angreifer. Dabei muss er einen Raben erwischt haben, denn einige lange Federn segeln sanft zu Boden.". Während ich erzähle, knipse ich eine kleine Leselampe an, denn aus dem dunklen Nachmittag ist bereits ein früher Abend geworden. Mein Kleiner seufzt und blättert in seinem momentanen Lieblingsheft die Seite auf, wo "Kleiner Fuchs" ein Medizinmann wird.: "Mama, ich will doch lieber ein Medizinmann sein!". 


Wenn man auch allen Sonnenschein wegstreicht, 
so gibt es doch noch den Mond und die Sterne 
und die Lampe am Winterabend. 
Es ist so viel schönes Licht in der Welt.

(Wilhelm Raabe)


*Native Americans
Verlinkt mit: Caro's *Grünzeug* und Nicole's *Buch und mehr* 

Dieser Post entstand mit freundlicher Unterstützung des "Waldow-Verlages".
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36 Kommentare:

  1. sooo schön gemütlich an eurem Ofen..
    da würde ich mich jetzt gerne dazu setzen ;)

    ja.. die Greifvögel haben es jetzt nicht so einfach da wo viel Schnee liegt..
    und die Krähen sind wachsam.. hier gibt es auch etliche von ihnen

    sehr schön wie du deinem Sohn die Geschichte erzählt hast
    liebe Grüße
    Rosi

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  2. Vielleicht wird er ja wirklich mal "Medizinmann". Er wäre bestimmt einer von den Guten!
    Kuschelige Grüße von hinterm Ofen vom
    LandEi

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  3. Hach, so eine schöne Geschichte liebe Nicole. Und bei euch sieht es so heimelig und gemütlich aus! Schöne Fotos!
    herzliche Grüße Patricia

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  4. ...Strickliesel, liebe Nicole,
    das ist so lange her, ich weiß gar nicht, ob ich noch eines habe...und auch nicht mehr, wie das geht...schön warm und gemütlich sieht es bei euch aus,

    liebe Grüße Birgitt

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  5. wunderschöne stimmungsvolle fotos, liebe nicole.
    ich wünsche dir einen gemütlichen winterabend!
    liebe grüße - elvi

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  6. Der Rabe wäre als Küstenindianer mein Totem... so habe ich nur zweimal eine Rabenklasse gehabt.-
    Gemütlich schaut es auf deinen Fotos aus.
    LG
    Astrid

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  7. liebe Nicole,
    so gemütlich ist es bei Euch!
    Eine tolle Geschichte, ich habe es auch schon erlebt, dass die Krähen einen Raubvogel verjagt haben.
    noch einen kuschligen Abend und liebe Grüße
    Gerti

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  8. Hach wie isses schön bei Euch... man kann die Stimmung wahrlich spüren. Ich glaub da würde ich mich auch wohlfühlen ;)...... soooo schön ♥

    Liebe Grüße,
    Pamy

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  9. ich sitze auch gerne dabei und lausche und lasse mich verzaubern von Winterpracht und Geschichtenzauber! So schön, liebe Nicole.
    LG. susanne

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  10. Wie gemütlich:) Hühner sind bei uns noch nicht "erlegt" worden. Meine Güte, immernoch Stallpflicht. Wie nervig. Aber der Fischreiher hat ganz viele Kois aus dem Teich geholt diesen Sommer:( Was machst du denn gerade mit der Strickliesel? Herzlichst Kirsten

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  11. Liebe Nicole,
    so ein gemütlicher Winterabend hat echt was.
    In deinem schönen Text kann man die wunderbare Stimmung direkt spüren ♥♥
    Viele liebe Grüße
    Silke

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  12. Ach wirklich so schön liebe Nicole... so lassen sich auch dunklere kalte Wintertage ertragen ♥
    Liebste Grüße, macht es euch kuschelig
    Christel

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  13. Liebe Nicole,
    da hat doch tatsächlich in diesem Fall die Vogelgrippe direkt mal was Gutes gehabt... Zum Glück blieben die Hühner verschont.
    Mit den Rabenkrähen habe ich mich auch gerade auseinander gesetzt. Sind sie nicht faszinierend?
    Und wieder diese Strickliesel. Haaach.
    Spann uns nur nicht zu sehr auf die Folter ;o)
    Claudiagruß

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  14. Krähenvögel finde ich immer wieder spannend. Und ich muss immer wieder lächeln, wenn ich die "Vorhang Auf"-Hefte sehe, mit denen unsere Kinder aufgewachsen sind.
    So gemütlich und heimelig sieht es bei Euch aus. Da würde ich mich gern mit an den Kamin setzen.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  15. So schön und gemütlich war es gerade bei dir.

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  16. Sehr gemütlich und was stricklieselst du da schönes liebe Frau Frieda? Ich hab auch zwei alte Lieselchen hier liegen aber ich glaub ich kanns nimmer, bin gespannt was du daraus machst wenn es mir gefällt, greife ich auch mal wieder zu Liesel und versuche es, hier in Bayern ist das übrigens das Stricksuserl
    alles Liebe vom Reserl

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  17. Liebe Nicole,
    danke für diese schönen und so gemütlichen Bilder! Es aht mir sehr gefallen bei Dir!
    Krähen haben wir hier auch, aber so schöne Federn hab ich noch keine gefunden ....
    Der Spruch von Wilhelm Raabe ist so schön und wahr!
    Hab einen wunderschönen Wochenteiler!
    ♥ Allerliebste Grüße,Claudia ♥

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  18. "Howgh ich habe gesprochen", sagt dein Kangi Yuha (Rabenbesitzer) und kuschelt sich seiter ins Sofa und es ist sooo gemütlich.

    Lieben Gruß Eva

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  19. ich hab mich grad ganz wohlgefühlt als ich deiner geschichte gelauscht habe!
    liebe grüße
    mano

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  20. Liebe Nicole,
    solche gemütlichen Wintertage sind doch such was Feines!
    Hier war gestern auch ähnliches Wetter und wir haben uns die Zeit ein wenig mit dem "Haus vom Nikolaus" vertrieben.
    Gut,daß es Internet-Viedeos gibt,denn mir fiel auch nicht mehr ein,wie das nun gezeichnet wird;)
    Der Spruch ist auch sehr schön!
    Ganz liebe Grüße von
    Kristin

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  21. Liebe Nicole,
    ja, die armen Greifvögel... die gehen bei der Fütterung irgendwie häufig vergessen. Ich lege für den Milan und den Bussard öfters mal etwas raus, aber heute früh habe ich auch nicht daran gedacht, muss ich zugeben. Morgen denke ich dann wieder dran, versprochen. ;-)
    Das Gedicht über das viele schöne Licht in der Welt habe ich mir direkt abgeschrieben. So schön, so wahr!
    Alles Liebe und macht es euch gemütlich in eurem wunderbaren Daheim!
    Nadia

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  22. Ach Nicole, wie heimelig, ich möchte mich dazusetzen und von dir erzählt bekommen. Die Geschichte ist wahr und spielt sich hier auch jeden Tag ab, die Greife sind hungrig, sie suchen, genau wie bei euch, hier nach Tauben und Hühnern. Schon oft habe ich im letzten Jahr unsere Hühner gegen ihn verteidigt, wir haben ein großes schweres weißes Huhn, das schafft er einfach nicht, es ist zu schwer und so ist es ihm schon 2 x entkommen. Vor zwei Wochen ist mir eine blutende Drossel aufgefallen, die am Boden lag. Nach kurzem Suchen fand ich den Habicht, hoch im Baum, umlagert von kleineren schimpfenden Vögeln. Er wartete darauf, das ich mich zurückzog, segelte herab und rupfte die arme Drossel. So hatte ihr Sterben doch einen Sinn, denn er muß auch seine Nahrung finden.
    Poha, was für ein Wortschwall...ich höre schon auf.
    Deine Bilder sind so heimelig - einfach wunderbar!
    Hab einen schönen Tag,
    liebe Grüße von Katja

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  23. Ich glaube, ich wiederhole mich! Ich wäre gerne einer deiner Jungs. Beim Lesen dachte ich noch, du solltest deinen Blog zum Buch machen.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  24. wie schön es bei dir ist - ich bin gerne zu Besuch, denn du verschaffst mir eine perfekte kleine Auszeit ♥

    Alles Liebe nima

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  25. Hach, das könnte sich genau so in Bullerbü zugetragen haben.
    Herzlichst Ulla

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  26. So schön geschrieben, liebe Nicole.
    Ich stricke übrigens gerade auch an etwas Senfgelbem (also wahrscheinlich noch die nächsten 5 Jahre ;-))
    Und dein "Kleiner" ist so knuffig!
    Einen schönen Tag euch zusammen und liebe Grüße
    Jutta

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    1. Und übrigens, dein Buffet mit den Kerzenhäusern und den mit Zapfen gefülltem Glas ist wunderschön!

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  27. Wie nett, liebe Nicole.
    Da hat man richtig Lust, mit bei Euch im Wohnzimmer am Ofen zu sitzen und die Wärme und den Duft zu genießen. :-)
    Deine alte Strick-Liesel ist ja hübsch. So dekorativ! Die würde mir auch gefallen. :-)
    Alles Liebe
    ANi

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  28. Sooo schön. Heimelige Bilder unf ein wunderschöner Text dazu.Die wunderbare Zeitschrift VORHANG AUF kenne ich auch. Macht es euch fein!!
    Liebe Grüße aus dem hohen Norden,
    Lydia

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  29. Liebe Nicole,
    ich glaube, ich mache es mir jetzt auch mit Buch und Kerze auf der Couch gemütlich.
    Einen Keks dazu und dann kann es langsam dunkel werden.
    Trüb ist es schon den ganzen Tag.
    Schön, Deine Nachmittagsgeschichte. Und Rabenfedern habe ich auch noch keine gefunden.
    Sei lieb gegrüßt
    Nicole

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  30. Liebe Nicole,
    das ist eine sehr schöne Geschichte und wunderbar erzählt, am Ende musste ich sogar schmunzeln.
    Dazu die zauberhaften Bilder, da kann ich die gemütliche Stimmung regelrecht spüren.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

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  31. Sooo gemütlich, liebe Nicole,
    da wäre ich gerne bei gewesen.
    Ich hätte auch heiße Schokolade und Apfelkuchen mitgebracht.
    Liebe Grüße und noch viele schöne Geschichten, Kerstin

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  32. .....eine schöne Geschichte heraus aus dem Altag vorm schönen Ofen....
    Der Winter ist zu recht eine Schlafmoduszeit wo man sein Akku einmal runter Schrauben sollte, bemerkenswert wie Du von dieser Zeit erzählst....
    Liebe Grüße Lilivanfreitag

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  33. Liebe Nicole,
    ich bin auch gespannt ob Deine Jungs die Kombi Blumenkohl + Linsen mögen. Meiner mag es nicht, der isst überhaupt keine Linsen. Aber mittlerweile koche ich trotzdem wieder Gerichte die mir schmecken, auch wenn sie die Jugend verschmäht. Er bekommt dann halt einfach Blumenkohl mit weißer Soße und Nudeln ;-)
    Viel Spaß beim nachkochen. Grüße Patricia

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  34. Hey nochmal,
    vielen Dank für Dienen Kommentar. Das tut mir echt leid, dass Du als Schneeliebhaber da einfach so wenig Glück hast. Bei uns will er gar nicht mehr weggehen. Wenn Du aber neidisch bist, empfehle ich Dir dann eher nicht den Post von mir morgen.... der wird arg winterlich - ich befürchte das wäre auch nach Deinem Geschmack gewesen.

    Du bist aber jederzeit eingeladen, mal im Odenwald vorbei zu kommen. Dann können wir zusammen rodeln gehen, einen Schneespaziergang machen oder was auch immer :)

    Hab einen schönen Abend,
    Pamy ♥

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  35. Die Kredenz ist ein Traum und es ist so furchtbar gemütlich bei euch!
    Alles Liebe Babsy

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♥ Danke, dass Du Dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst ♥

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