Freitag, 21. November 2025

Von Hagebutten, Spieren und Weidenzweigen


Guten Morgen, meine Lieben! Wie schön, dass Ihr hergefunden habt. Heute gehen wir direkt durch in meine herbstliche Esszimmerecke, dort steht auf meinem Weichholzschrank eine schlichte, braune Glasvase, gefüllt mit einem zarten Strauß aus Hagebutten, Spieren und Weidenzweigen. Das Zusammenspiel der natürlichen, warmen Farben passt perfekt zur gemütlichen Jahreszeit, findet Ihr nicht auch?! Neben der Vase findet Ihr einen Kerzenständer in Form eines curryfarbenes Huhns sowie einen kleinen Teelichthalter aus Holz mit passenden Kerzen. Beide Kerzen sorgen für warme Stimmung im Raum. Und eine warme Stimmung ist gerade auch nötig, oder? Wo doch der Winter fast unerwartet auf der Türschwelle steht. Übermorgen ist Totensonntag, auch Ewigkeitssonntag genannt, der letzte Sonntag im Kirchenjahr. Für mich bedeutet das, nach diesem stillen Gedenktag endlich mit den adventlichen Vorbereitungen und dem Weihnachtsschmuck zu beginnen können.. freu! Diese Tradition lebe ich allerdings gern weiter, ganz im Sinne meiner Oma und meiner Mutti, die protestantisch erzogen waren und sehr genau darauf achteten. Je älter ich werde, desto mehr schätze ich die kleinen, wertvollen Rituale und Überlieferungen, die sich über Generationen erhalten haben. Dabei heißt das keineswegs, dass ich nicht auch jetzt schon den Anblick adventlich geschmückter Häuser und Gärten voller gemütlicher Stimmung genieße. Im Gegenteil! Es bereitet mir große Freude, immer wieder neue Inspirationen zu sammeln und mich mit alten und neuen Geschichten rund um die Weihnachtszeit zu beschäftigen. Geht es Euch auch so?!


Euch einen friedlichen und lichtvollen Ewigkeitssonntag.

Donnerstag, 20. November 2025

Die Europäische Stechpalme


In unserem naturnahen Waldgarten gedeihen mehrere Stechpalmen, auch bekannt unter den Namen Gemeine oder Gewöhnliche Stechpalme Hüllse (engl. Holly), Christdorn oder botanisch Ilex. Ihr glänzend dunkelgrünes, ledriges Laub und die strahlend roten, kugelrunden Beeren sind gerade in der stillen Winterzeit ein lebendiger, farbenfroher Blickfang. Die saftigen Früchte enthalten jeweils mehrere harte Samenkerne und hängen lange am Strauch, oft bis ins späte Frühjahr. Besonders die lebhaften, geschickten Amseln schätzen diese wohlschmeckenden Beeren als willkommene, nahrhafte Winternahrung, wenn ringsum kaum noch andere Futterquellen vorhanden sind. Warum fressen die Amseln die Beeren erst im Winter? Die Beeren sind anfangs sehr fest und mehlig im Geschmack, sodass sie für die Vögel zunächst wenig attraktiv sind. Erst durch mehrmaligen Frost und das lange Hängenbleiben an den Zweigen werden die Früchte weich und süßer, was ihren Verzehr erleichtert. Bis dahin finden Amseln im Herbst noch reichlich andere Früchte, darunter Äpfel oder Vogelbeeren. Die Stechpalme dient als eine der letzten heimischen Gehölze als wichtige und verlässliche Nahrungsreserve bis in die kalte Jahreszeit hinein. Interessanterweise tragen nicht alle Stechpalmen Beeren, das liegt daran, dass die Pflanze zweihäusig ist. Es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Nur die weiblichen Stechpalmen bilden die roten Beeren aus, benötigen jedoch in der Nähe männliche Pflanzen, damit durch Bestäubung die Früchte entstehen. Fehlen männliche Pflanzen oder ist die Bestäubung ungünstig, bleiben viele weibliche Pflanzen beerenlos. Auch Standortfaktoren wie Nährstoffversorgung, Sonneneinstrahlung, Wetter oder Krankheiten können die Fruchtbildung beeinflussen. Deshalb zeigt nicht jede Stechpalme unbedingt einen roten Fruchtbehang, obwohl sie gesund ist.Ob Baum oder Strauch? Die Stechpalme ist botanisch ein wahres Multitalent: Sie kann sowohl als dicht verzweigter, mehrstämmiger Großstrauch erscheinen als auch als malerischer Kleinbaum mit ausgeprägtem Stamm und breiter, eleganter Krone wachsen. Die heimische Europäische Stechpalme erreicht in der Regel Höhen von vier bis fünf Metern, kann an besonderen Standorten jedoch auch zehn bis fünfzehn Meter hoch werden. Im Wald begegnet man meist strauchförmigen Pflanzen, während in älteren Gärten oder an Waldrändern eindrucksvolle Einzelbäume zu finden sind. Dank ihres robusten immergrünen Laubs und der guten Schnittverträglichkeit lässt sie sich vielseitig im Garten einsetzen, als wilde Hecke, naturnahes Vogelschutzgehölz oder prachtvoller Solitärbaum. Die traditionsreiche Stechpalme besitzt eine faszinierende und vielschichtige kulturelle Bedeutung: Bereits in vorchristlicher Zeit schätzten Kelten, Germanen und Römer sie als heilige Pflanze, Symbol für Schutz, Fruchtbarkeit und ewiges Leben. In den dunklen Winternächten schmückten die Menschen ihre Häuser und Ställe mit den Zweigen der immergrünen Stechpalme, um böse Geister fernzuhalten und das Licht willkommen zu heißen. Mit der Christianisierung wurde aus der Pflanze ein kraftvolles Symbol der Weihnachtszeit: Die scharf gezähnten Blätter erinnern an die Dornenkrone Christi, die leuchtend roten Beeren an sein vergossenes Blut. Bis ins 19. Jahrhundert hinein war die Stechpalme ein unverzichtbarer Bestandteil von Advents- und Weihnachtsbräuchen in Europa, lange bevor der heutige Weihnachtsbaum populär wurde. So zeigt die Stechpalme in unserem Waldgarten auf eindrucksvolle Weise, wie Natur, Geschichte und Kultur harmonisch zusammenfließen: Sie bietet nicht nur Nahrung und Schutz für heimische Vögel, insbesondere für die munteren Amseln, sondern ist auch ein lebendiges Symbol für Schutz, Hoffnung und die stille, zauberhafte Schönheit der kargen Winterzeit

Die Stechpalme schicke ich mit einem lieben Gruß zu Astrid - "Mein Freund der Baum".

Dienstag, 18. November 2025

Aufgehübscht (oder "Ein einfacher Herbstkranz!")


Grau und tröpfelnd liegt der fortgeschrittene Novembertag vor mir. Noch immer ist es nicht richtig hell geworden und die feuchte Kälte verstärkt die Vorfreude auf den bollernden Ofen im heimeligen Esszimmer. Bei einem ausgiebigen Waldspaziergang mit unserer hübschen Hündin Julie atme ich tief die kühle Luft ein und spüre die Ruhe des frühen Nachmittags. Mit roten Wangen und kalten Ohren freue ich mich schon auf eine gute Tasse Tee und einigen selbstgebackenen Plätzchen. Zu Hause angekommen, nehme ich ein paar übrig gebliebene Zweige der Multiflora, die zum Glück noch voller leuchtend roter Früchte sind und winde sie vorsichtig auf einen bestehenden Weidenkranz. Die stacheligen Zweige brauchen meine Aufmerksamkeit und ich lege Wert darauf, jeden Zweig sorgfältig zu platzieren. Behutsam befestige ich sie mit Basteldraht bis der Kranz in warmen Herbstfarben erstrahlt. Dabei erfüllt mich eine sanfte Ruhe, die vom Machen dieses einfachen Kranz ausgeht. Langsam gehe ich mit dem fertigen Kranz durch den Garten und befestige ihn behutsam an der Hauswand. Dort wird er den tristen November mit seiner natürliche Schönheit bereichern. Während ich den Kranz anbringe, fährt mir ein Schauer durch die Glieder und ich freue mich auf die wohlig warme Atmosphäre des Hauses. Schnell eile ich die Stufen hinauf in die Küche bis hin in den Flur zur Garderobe. Mein Blick fällt in das Esszimmer und auf den bollernden Ofen vor dem unser Kater zufrieden schläft und leise vor sich hin schnarcht. Ein Bild voller Geborgenheit und Zufriedenheit. Schon bald wird der Advent Einzug halten, mit seinem sanften Licht der Kerzen und dem Duft von Zimt, Orangen und Tannengrün, der die Räume erfüllt und die Herzen wärmt. Die bevorstehende Zeit lädt ein, innezuhalten und sich auf das Wesentliche zu besinnen: das Zusammensein, das Teilen von Geschichten und Lachen, das Aufblühen der kleinen Freuden im Dunkel der Jahreszeit. Inmitten all der Vorbereitungen und festlichen Dekorationen schenkt der Advent Momente der Stille und des Staunens, die ich mit offenen Armen empfange. Solche kleinen, kuscheligen Momente machen den November für mich besonders. Sie sind der sanfte Vorbote der festlichen Tage, die bald kommen und erfüllen mein Zuhause jetzt schon mit Wärme und Licht.


Freitag, 14. November 2025

Niederrheinischer Kesselkuchen zum Sankt-Martin-Fest (oder "Tradition auf dem Teller!")



Der November am Niederrhein zeigt sich oft kühl, feucht und neblig und oft weht ein kräftiger Herbstwind dazu. Die Natur zieht langsam ihre warmen Herbstfarben zurück, während die Tage spürbar kürzer werden. In dieser stillen, fast melancholischen Jahreszeit sind es besonders die festen und gemütlichen Gemeinschaftsmomente, die das Herz erwärmen. Allen voran das lebendige Brauchtum des Sankt Martin-Festes, das mit seinen Laternenumzügen, dem Singen tradioneller Martinsliedern und wärmenden Martinsfeuern die lange Dämmerung erhellt. Das Martinsfest erinnert an den heiligen Martin von Tours, der vor über 1.600 Jahren als römischer Soldat seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilte. Ein Symbol für Mitgefühl und Großzügigkeit. Dieses Vermächtnis lebt am Niederrhein seit mindestens 150 Jahren in vielfältigen Bräuchen und gemeinschaftlichen Feierlichkeiten weiter. Für mich ist der Martinstag der liebste Brauchtumstag, denn das warme Licht der Laternen und das gemeinsame Singen lassen die alten Traditionen spürbar lebendig werden. Zu den kulinarischen Begleitern dieses Festes gehört der "Niederrheinische Kesselkuchen", auch bekannt als "Kesselskoochen", "Döppekooche" oder "Puttes". Dieses Gericht hat eine lange Geschichte, die mindestens bis ins 19. Jahrhundert reicht, und war ursprünglich eine einfache, bodenständige Mahlzeit. Besonders an Martinstagen wurde er gerne gegessen, weil die Martinsgans als Festmahl für viele Familien zu kostspielig war. Die herzhafte Spezialität aus geriebenen Kartoffeln, Bauchspeck, Mettenden und frischer Petersilie erzählt von gelebter ländlicher Küche und einer lebendigen, generationsübergreifenden Tradition am Niederrhein. 


Rezept für Niederrheinischen Kesselskoochen
mit Apfel-Thymian-Kompott


Zutaten:
  • 50 g Butter
  • 200 g geräucherter Bauchspeck (Bacon)
  • 400 g geräucherte Mettenden
  • 100 g Zwiebeln
  • 50 g glatte Petersilie
  • 80 g getrocknete Pflaumen (oder Rosinen)
  • 1,2 kg geriebene Kartoffeln** (Reibekuchenteig)
  • 3 Eier (Größe M)

Für das Apfel-Thymian-Kompott:
  • 500 g Äpfel (fest, süß-sauer)
  • 10 g frischer Thymian
  • 50 g Cashewkerne
  • 60 g Zucker
  • 200 g Apfelsaft

Zubereitung:

Eine Auflaufform oder eine hohe, ofenfeste Pfanne mit Butter einfetten. Die Butter für die Nussbutter* beiseitelegen. (Kartoffeln schälen und grob reiben. Die Kartoffelmasse auf ein Sieb geben, die Flüssigkeit auffangen und etwas abstehen lassen. Dann das Wasser vorsichtig abgießen und das sich unten abgesetzte Kartoffelmehl wieder zu der Masse geben.**) Speck in grobe Stücke schneiden, Mettenden in ca. 1 cm dicke Scheiben, Zwiebeln in Streifen schneiden, Petersilie und Pflaumen grob hacken. Speck und Mettenden in einer Pfanne anbraten, später die Zwiebeln hinzufügen. Petersilie und Pflaumen unter die Reibekuchenmasse rühren, dann alles zum Speck geben und leicht erwärmen. Mit Salz, Muskat, Pfeffer und Piment abschmecken. Eier zügig unter die warme Masse rühren und alles in die Form füllen. Bei 160° C ca. 60 Minuten backen. Nach 40 Minuten mit der Nussbutter* bepinseln und weiter backen.

Für das Kompott:

Äpfel schälen, Thymian hacken, Cashewkerne grob zerkleinern. Zucker karamellisieren, mit Apfelsaft ablöschen und die restlichen Zutaten köcheln lassen, bis die Äpfel zerfallen. Abkühlen lassen und nach Geschmack mit Zitronensaft oder Salz abschmecken.



*Nussbutter ist einfach herzustellen: normale Butter wird langsam erhitzt
bis sie goldbraun wird und nussig duftet, dann vom Herd genommen.
**Optional kann man auch Reibekuchenteig aus dem Kühlregal nehmen.