Dienstag, 1. März 2022

Heimatgeschichte(n) - Die Fossa Eugeniana (oder "Das glühende Gespann!")


Im Jahre 1598 übertrug der spanische König Philipp II. von Habsburg seiner Tochter Prinzessin Isabella Clara Eugenia und seinem Schwiegersohn, dem österreichischen Erzherzog Albert, noch in der Verlobungszeit die katholischen Spanischen Niederlande zu denen in damaligen Zeiten auch Teile des Niederrheins gehörten. Damals tobte der Achtzigjährige Krieg zwischen Spanien und den Niederlanden. Verwüstungen durch Kriegshandlungen waren in den Spanischen Niederlanden an der Tagesordnung. Aus diesem Grund ordnete die Infantin und Stadthalterin der Spanischen Niederlanden, Prinzessin Isabella Clara Eugenia, den Bau eines schiffbaren Kanals zwischen Rhein und Maas an, der zum einen die Provinzen der Generalstaaten vom Handel abschneiden und zum anderen auch als Verteidigungslinie gegen die nördlichen Niederländer dienen sollte. Der 48 km lange Kanal sollte zwischen Rheinberg und Venlo gegraben werden und 24 befestigte Schanzen haben, um eine Verteidigungslinie gegen die Niederländer zu schaffen und um den Handel am Niederrhein von Rheinberg über Geldern nach Venlo zur Maas so zu leiten, dass er sich ganz und gar auf spanischem Gebiete abwickelte. Passenderweise sollte der Kanal "Fossa Eugeniana" heißen. (Ein übrigens heute noch sichtbares Bauwerk, welches von seiner Dimension einem römischen Limes nahe kommt.) Mit großer Feierlichkeit eröffnete am 21. September 1626 der Stadthalter des niederrheinischen Oberquartiers Geldern, Graf Heinrich von dem Bergh, den Bau der "Fossa Eugeniana" durch erste Spatenstiche. Doch der Bau gestaltete sich technisch schwierig und musste militärisch abgesichert werden, da die Niederländer keinesfalls ein solches Projekt in ihrer Umgebung dulden wollten. Um die angreifenden Niederländer abzuwehren bauten die Spanier deshalb in regelmäßigen Abständen entlang der "Fossa Eugeniana" kleinere und größere Befestigungsanlagen, die sogenannten Schanzen. (Auch rund um unserer schönen Stadt kann man solche Schanzen noch finden - doch das ist eine andere Geschichte). Eine dieser Verteidigungsanlagen war die Doppelschanze Lingsfort nahe bei Walbeck. Sie liegt auf der Kante des Höhenrückens, der das tiefer gelegene Straelener Veen begrenzt. Noch heute wird sie im Volksmund nach dem Ingenieur Hasevoet (Mdt.: Hasenpfote) "die Hasepötchesschanze " genannt.

Warum fragt Ihr Euch? Das will ich Euch heute erzählen:

Der Ingenieur Herr Hasevoet war nach der Überlieferung ein Unternehmer und Aufseher beim Kanalbau der Fossa Eugeniana. Statt seiner Aufgabe nachzukommen, eine Schleusengruppe an der Doppelschanze Lingsfort zu errichten, betrog er gemeinsam mit seinen Helfershelfern Cranviller und Hagedorn die Arbeiter, die mit den vorbereiteten Erdarbeiten begonnen hatten. Innerhalb des Schanzenbereichs hatte der Kanal nämlich einen beträchtlichen Höhenunterschied vom Übergang zur Mittelterrasse zur Niederterrasse der Maas zu überwinden. Geplant war es die Schanzenanlagen in Lingsfort geschickt mit Gräben und Wällen durch Aushub und Aufschüttung im Bereich der Terrassenkante anzulegen. Ein mühseliges und auch schweißtreibendes Unterfangen für das den Männern ein ordentlicher Lohn zustand. Für die Entlohnung und auch für den Kauf der nötigen Arbeitsmaterialien war eben dieser Herr Hasevoet zuständig. Doch den Herrn Ingenieur packte die Gier und er betrog seine Geschäftspartner, wo er nur konnte, auch die versprochene Entlohnung blieb er den Arbeitern schuldig. Eines Tages verschwand Herr Hasevoet gemeinsam mit seinen Kumpanen und einem dick gefüllten Geldbeutel. Die Betrogenen waren fassunglos, mussten einige von ihnen so manches Maul stopfen. So wurde mancher Fluch dem betrügerischen Unternehmer mit auf den unrechten Weg gegeben. Und wenn er auch nicht weltlich belangt werden konnte, heißt es noch heute, dass an nebeligen Tagen Herr Hasevot mit seinen Helfershelfern Cranviller und Hagedorn in einem glühenden, von vier feurigen Rossen gezogenen, Wagen an der Fossa entlang auf- und abfahren, damit ihre Seelen irgendwann zur Ruhe finden werden.

Der Bau der Fosso Eugeniana wurde übrigens nie beendet, denn durch die Einnahme von Venlo im Jahre 1632 und Rheinberg im Jahre 1633 durch die Niederländer unter Friedrich Heinrich, Prinz von Oranien, entfiel auch der ursprüngliche Grund.



Verlinkt: "Unser Jahresprojekt" von Andrea, "Winterglück" von Loretta und Wolfgang, *Natur-Donnerstag* von Elke

11 Kommentare:

  1. Das Feuer und der Nebel lassen die Geschichte wieder aufleben, die Du so schön erzähltst. Ich liebe diese *kleine Geschichte*.
    Wunderschön ist es auf den Fotos anzusehen, nebelig-gruselig, fantastisch. Du hast eine wunderbare Geschichte mit ebensolchen Fotos eingefangen.
    Liebe Grüsse und gute Woche
    Nina

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  2. Toll, wenn heute noch so spannende Geschichten im Bewusstsein der Bevölkerung weiterleben! Danke fürs Erzählen und die stimmungsvollen Fotos'!
    Liebe Grüße
    Andrea

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  3. Mit Interesse und Spannung gelesen ;-)
    Danke!
    LG, Karin

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  4. Ja, die Spanier und die Niederlande, das ist wohl bis heut enoch nicht ganz geklärt, so ganz mögen die sich wohl immer noch nicht.

    Es ging 1964 ein Aufschrei in der Presse auf, als die niederlndische Prinzessin Irene den spanischen Prinz Carlos Hugo von Bourbon-Parma heirate.

    Recht herzlicehn Dank für deine schöne Berichterstattung.
    Liebe Grüße Eva

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  5. Interessante Geschichte und die Fotos dazu, klasse.
    Liebe Grüße,
    Claudia

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  6. wow
    irgendwie gruselig ;)
    und die passenden Bilder dazu
    ja.. die Geschichte war wohl schon immer kriegerisch
    schade dass die Menschen nichts daraus gelernt haben :(

    liebe Grüße
    Rosi

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  7. Liebe Nicole,

    das war wirklich eine spannende Geschichte rund um diesen Kanal, die ich mit Interesse gelesen haben.
    Mystisch sehen deine Bilder aus und passen perfekt zum Inhalt des Textes.

    Mögen die Menschen an und um den nicht vollendeten Kanal in Frieden leben.
    Wie wir sehen, ist Frieden auf der ganzen Welt das, was wir dringend brauchen.

    Liebe Abendgrüße schickt dir
    Christa

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  8. Bloggen bildet - sage ich doch schon immer !
    ein spannender Bericht und beeindruckende Bilder.
    Anscheinend ist bei dir der Frühling auch noch nicht richtig angekommen ;-)
    LG

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  9. Leider gibt es das heute noch, dass gewisse meinen sie kommen mit Arglist ans Ziel. Gier ist schon immer der Feind des friedlichen Zusammenlebens. Perfekt passende Fotos hast du gemacht.
    L G Pia

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  10. Liebe Nicole, huuuu, ganz schön düster, aber auch total spannend :-)
    Vor allem die stimmungsvollen Bilder dazu sind ja fantastisch geworden und unterstreichen die mystische Stimmung der Geschichte.
    Ganz viele liebe Frühlingsgrüße von Urte

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  11. Liebe Nicole,

    Uiiii wie spannend. Die Fotos sind perfekt,die richtige Stimmung dazu, Danke dafür ich habe es sehr sehr gerne gelesen!

    Liebe Wochenendgrüße
    Kerstin und Helga

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♥ Danke, dass Du Dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst ♥

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