Donnerstag, 7. Juli 2022

Heimatgeschichte(n) - Das Franzosenwäldchen (oder "Die Schlacht bei Kloster Kamp")




Der Siebenjährige Krieg

Während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) kämpften alle europäischen Großmächte der Zeit. Preußen war mit Großbritannien und dem Kurfürstentum Hannover alliiert. Dem gegenüber stand ein Bündnis aus der Habsburgischen Monarchie, Frankreich und Russland. Da die militärischen Auseinandersetzungen nicht nur auf Schlachtfeldern in Mitteleuropa, sondern u.a. auch in Nordamerika, der Karibik und Indien ausgefochten wurden, wird heute sogar in mancher Fachlitartur vom "ersten Weltkrieg" gesprochen. Nach dem 1763 geschlossenen Frieden stieg Preußen zur fünften Großmacht in Europa auf, Frankreich verlor seine kontinentaleuropäische Vormachtstellung und Großbritannien wurde zum Weltreich.

Die Schlacht bei Kloster Kamp 
(nicht zu Verwechseln mit der Schlacht bei Culloden ;))

In der Nacht auf den 15. Oktober 1760 eröffneten die alliierten Truppen (Preußen/ Großbritannien/Kurfürstentum Hannover) unter dem Befehl des Erbprinzen Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig am Fusse unseres schönen Kloster Kamp (genauer gesagt im Kamperbruch) das Gefecht. Daraufhin befahl der französische Kommandant General Marquis de Castries noch im Morgengrauen des 16. Oktobers eine große Konteroffensive. Da die Truppen des Marquis um zwölf Bataillone überlegen waren, gelang es den Allierten nicht den Sieg davon zu tragen. Im Gegenteil, der Erbprinz musste fliehen und da die Rheinbrücke bei Perrich durch Hochwasserschäden unpassierbar wurde, konnte er sich am 18. Oktober 1760 nur über eine privisorische Pontonbrücke retten. Es heißt, dass der Marquis de Castries zu dem auf eine Verfolgung verzichtet hat. Die Schlacht bei Kloster Kamp (in der Literatur meist Kloster Kampen oder Kloster Camp, fr. Bataille de Clostercamp genannt) dauerte fast zwölf Stunden an und kostete über dreitausend französischen und gut 1.600 alliierten Soldaten das Leben. Diese blutige Schlacht im Kamperbruch ging in die Geschichte des Siebenjährigen Krieges ein, als ein taktischer Sieg der französischen Armee über die alliierten Truppen.

Das Franzosenwäldchen

In einem kleinen Waldgebiet im Kamperbruch, dem sogenannten Franzosenwäldchen, wurde aus diesem Anlaß am 18.10.1985 ein Gedenkstein aufgestellt. Das kleine unscheinbare Wäldchen liegt auf einem Ausschnitt des ehemaligen Schlachtfeldes (auf dem restlichen Areal ist gerade ein Neubaugebiet entstanden), unmittelbar neben der Gesamtschule unseres Ortes und findet kaum Beachtung der Kamp-Lintforter, obwohl es ein geologisches Überbleibsel dieser bedeutsamen historischen Schlacht ist. Wer das Wäldchen suchen möchte, findet es zwischen der Neuendickstraße und der Wilhelmstraße im Kamperbruch in Kamp-Lintfort. 

Die Inschrift des Gedenksteines lautet: 
"Im Siebenjährigen Krieg schlugen hier am 16.10.1760 Franzosen und Preussen eine blutige Schlacht. Der Krieg brachte Not und Elend über die Bevölkerung.".

 



Battle of Kloster Kamp on 15th October 1760 in the Seven Years War


Hereditary Prince (the Erbprinz) of Brunswick:
Battle of Kloster Kamp on 15th October 1760 in the Seven Years War


Verlinkt: "Unser Jahresprojekt" von Andrea, *Natur-Donnerstag* von Elke, "Mein Freund der Baum" von Astrid

15 Kommentare:

  1. Liebe Nicole,
    danke für die kleine Geschichtslektion am Morgen.
    Bedrückend, dass die Menschheit seit damals aus den Erfahrungen mit dem Grauens des Krieges so gar nichts dazugelernt hat und Krieg auch heute wieder unseren Alltag und die Gedanken überschattet.
    Traurige
    Claudiagrüße

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    1. Als Alter Lintforter habe ich davon noch nie gehört und bin erstaunt das die Menscheit über die Jahrhunderte nicht klüger geworden ist..

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    2. Ein "alter Lintforter"?! Da bin ich aber neugierig..
      Herzlich Willkommen!

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  2. Hallo Nicole habe mich eingelesen , in Kamp Lintfort war immer schon was los . Sehr lehrreich

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  3. Servus Nicole, das ist geschichtlich sehr interessant. Auch nach so vielen Kriegen in der Weltgeschichte glauben viele noch immer das mit Gewalt ein Streit gelöst werden kann. Die leidtragende Bevölkerung hat da fast keinen Einfluss.
    Lg aus Wien

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  4. In Geschichte war ich nie ein Ass, aber du schreibst so interessant, dir hätte ich im Unterricht sicher auch zugehört. Heisst das Franzosenwäldchen offiziell so, oder nennen es die Einheimischen so?
    L G Pia

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  5. Eine umkämpfter Grenzbereich, in dem Ihr lebt. Ja, am Niederrhein würde schon früher so manche Schlacht geschlagen. Danke Dir, dass Du an diese erinnert hast. Viele dieser "Ecken" kennt man gar nicht, auch wenn man gar nicht so weit weg wohnt. Dabei hat vor allem dieser Krieg große Nachwirkungen gehabt.
    Aber heute ist (zumindest der Bereich den Du fotografiert hast) ein schönes Fleckchen und stände nicht der Stein da...
    Liebe Grüße
    Nina

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  6. Auch ;) aber eigentlich bin ich schon seit den 1990ern heimlich in Jamie Fraser verliebt (Diana Gabaldon/Feuer und Stein).

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  7. Auch bei uns gibt es soviele Gedenksteine und man hat sogar die Chartaquen (Aussichtstürme) nachgebaut. Die Eppinger Linien berichten davon. Sicherlich gibt es hier auch solche Geschichten.
    Krieg wird es immer geben, das hat mit Klugheit überhaupt nichts zu tun, hier geht es um Besitzansprüche, Macht und dergleichen mehr.
    Wenn sich schon Nachbarn bekriegen und da wundere ich mich oft, dass das nicht zum Schwertkampf kommt, dann wird es wohl im Großen so auch nicht gehen.
    Da werden auch immer mehr Wafffen gebaut und noch mehr und auch geliefert. Statt mal einer dann sagen, dass jetzt Schluß ist. Ich würde mich auch wehren, wenn mein Nachbar mir meine Grenzen verletzen würde.
    Habs fein und liebe Grüße, ich bin heute auf dem Rad 2 x nass geworden und es ist ordentlich frisch geworden.
    Liebe Grüße Eva

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  8. "Mensch bedenke dass du endlich bist "all die Mächtigen von damals mussten irgendwann abtreten und auch die "Sieger" hatten selten länger einen Gewinn daraus denn die Länder bluteten aus und verarmten
    auch heute fragt man sich welchen "Gewinn" man aus zerbombten Städten.. verbrannten Feldern und getöteten Menschen ziehen kann
    ich habe es nie für möglich gehalten dass das hier in Europa noch einmal passiert
    dass man den Niedergang wissentlich in Kauf nimmt ..:(
    aber ein schönes Plätzchen ist es dort wo der Gedenkstein steht

    liebe Grüße
    Rosi

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  9. Spannend zu lesen, danke Dir ... fürs Zeigen und Erzählen. Diese Steine haben Geschichte(n) erlebt.

    Liebe Grüße von Heidrun

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  10. Hallo Nicole,
    in der Schulzeit hat mich die Geschichte leider nicht interessiert und nun bekomme ich von dir hier so Interessantes zu lesen! Es ist traurig, Kriege gibt es ständig; dass es so lange einigermaßen weit weg war, hat es nicht besser gemacht.
    Zur LGS haben wir Kloster Kamp besucht, eine wunderschöne Anlage, anscheinend ganz in deiner Nähe.
    Liebe Grüße und euch ein schönes Wochenende
    Susanna

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    1. Mit dem Fahrrad bin ich in vier Minuten am Bienenhaus (Eingang Kloster-Garten), liebe Susanna. Einfach über den Wandelweg ;)

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  11. Eine sehr spannende Geschichtsstunde! Leider auch wieder ein Beispiel darüber, dass die Menschheit nicht dazu lernt. Und wieder überzieht ein mordlüsternder Irrer Europa mit Krieg....
    Liebe Grüße
    Andrea

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♥ Danke, dass Du Dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst ♥

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