Mittwoch, 8. März 2023

Heimatgeschichte(n) - Schloss Ossenberg (oder "Hoher Besuch einer Kaiserin")


Im ehemaligen Dorf Ossenberg, heute ein Ortsteil der Stadt Rheinberg, ganz in der Nähe zum Rhein, befindet sich das Schloss Ossenberg, ein adeliger Herrensitz aus dem 12. Jahrhundert. Die heute sichtbaren Gebäude stammen jedoch aus dem frühen 18. Jahrhundert, wobei einige Teile aus dem 14. Jahrhundert erhalten geblieben sind. Das Herrenhaus soll mit bemerkenswerten Rokokozimmern ausgestattet sein. Das denkmalgeschützte Gebäude steht am westlichen Ufer eines ausgetrockneten Altrheinarms. Das erste Mal wurde das Haus oder Schloss, sprich die "Herrlichkeit Ossenberg",  als ein befestigter fränkischer Rittersitz 1176 urkundlich erwähnt. Als erster Besitzer der Schosses ist das gleichnamiges Geschlecht bekannt, das mehrfach in Urkunden des 14. Jahrhunderts erwähnt wird. Nachdem um 1350 Otto von Ossenberg ohne männlichen Nachfolger verstorben war, wurde die "Herrlichkeit Ossenberg" am 13. Januar 1351 an seine Witwe Margaretha von dem Grafen Friedrich von Moers  belehnt. Die Lehensbefugnis war zwischen der Grafschaft Moers und dem Kurfürstentum Köln umstritten. 1375 kam der Besitz des Schlosses Ossenberg und seinen Ländereien durch die Heirat von Magaretha mit Arnt von Wevort in die Hände der Familie Wevort (auch Wevorden), die mehr als 300 Jahre lang eines der ältesten niederrheinischen Adelsgeschlechter, das zahlreiche wichtige Funktionen und Ämter innehatte. Im 16. Jahrhundert traten die Wevorts früh zum protestantischen Glauben über und hatten einen entscheidenden Anteil an der reformatorischen Entwicklung in Moers, Rheinberg und natürlich Ossenberg. So wurde die Vogtei Ossenberg im Jahr 1794 aufgelöst und das Dorf dem Kanton Rheinberg eingegliedert. Das Haus Ossenberg wurde von der Familie mehrmals verpfändet, doch ab Beginn des 17. Jahrhunderts wuchs bedingt durch den Dreißigjährigen Krieges die Verschuldung und Schloss Ossenberg wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts verkauft. Neuer Herr von Ossenberg wurde der Utrechter Domherr Thomas Brauwart, dessen Belehnung am 8. Januar 1701 erfolgte. In der darauffolgenden Zeit wechselte das Schloss noch zweimal kurz hintereinander den Besitzer: Auf den Grafen Johann Christoph von Wylich und Lottum folgte Graf Karl Ludwig Truchsess von Waldburg-Capustigal. Dennoch blieb die Herrschaft Ossenberg eine Grenzgegend, und es kam mehrfach zu Grenzstreitigkeiten mit den umliegenden Klöstern und Grafschaften, wie Xanten, Kamp, Mark und Kleve. 1803 kam es zur Säkularisation und die "Herrlichkeit Ossenberg" wurde an Frankreich abgetreten. Dann im Jahre 1810 wurde das Dorf schließlich an Preußen abgetreten. 

Ein besonderes Ereignis aus dieser Zeit ist der Besuch der Kaiserin Marie Louise, der Gemahlin Napoleons I., auf Ossenberg. Kaiser Napoleon Bonaparte, der bereits im September 1804 kurz in Rheinberg geweilt hatte, kam im Spätherbst 1811 noch einmal an den Rhein. Von Kleve aus begab er sich am 1. November nach Wesel, von dort weiter nach Düsseldorf, während die Kaiserin mit Gefolge über Nacht auf Schloss Ossenberg blieb. 



Schloss Ossenberg von 1857 - 1883 



Bilder:
Schloss Ossenberg - Torturm und Eingang zum Schlossgelände / Bild: 7,8, 9, 13, 15
Schloss Ossenberg - Wirtschaftstrakt / Bild: 1, 3, 4, 5, 11, 13, 16
Rhein-Impressionen / Bild: 2, 6, 10, 14

Auf den Fotos ist nur die Wehranlage zu sehen, dass Schloss selbst befindet sich in Privatbesitz.
Keine Besichtigung möglich!

Quellennachweise:
Geschichtsbuch der Gemeinde Borth (1968)
"Aus Rheinbergs vergangenen Tagen", Dr. Aloys Wittrup
"Der Rittersitz Ossenberg bei Rheinberg und seine Besitzer", R. Verhuven (1954)
"Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen
 Grundbesitzer in der Preußischen Monarchie. Duncker, Alexander (um 1860)
https://de.wikipedia.org/wiki/Ossenberg

Lithografie des Schloss Ossenberg:
Theodor Albert (Magdeburg 1822-1867, Berlin), 
P. Vogel, Alexander Duncker (1813-1897)
Bildquelle: Wikipedia (Public domain)



Die obligatorischen niederrheinischen Kopfweiden schicke ich mit einem lieben Gruß an Astrid.


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12 Kommentare:

  1. Die niederrheinischen Kopfweiden hab ich am Montag auch mal wieder „besichtigt“. Was weiß ich den Landstrich inzwischen zu schätzen! Vor über 48 Jahren hatte ich noch Angst, dorthin als Junglehrerin zu müssen. Inzwischen lang ich mir selbst an den Kopf….
    GLG
    Astrid

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  2. Danke für den spannenden und sehr interessanten Bericht. So trutzig sieht das Schloss aus. Schade, dass man es nicht besichtigen kann.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  3. In Ossenberg gibt es ein Schloss? Das wusste ich gar nicht, Nicole. Wenn wir an den Rhein wollen, fahren wir immer nach Orsoy. Liebe Grüße aus der Nachbarschaft, Beate.

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  4. Dieser blaue Himmel <3<3<3
    Bei uns hat's leider wieder geschneit.
    LG Karin

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  5. Hallo Nicole,
    was für ein schöner Beitrag. Das Schloss kannte ich gar nicht. So lehrt man doch immer wieder Neues am Niederrhein kennen.
    Liebe Grüße
    Tina

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  6. Wenn ich deine Geschichten lese, lerne ich immer was dazu. Danke Nicole

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  7. Wenn Mauern manchmal erzählen könnten... Ja, das Gebiet in dem Du wohnst war oft Schauplatz von Streitigkeiten, aber daher auch interessant. Grenzgebiet. Gutes Land sowohl landwirtschaftlich als auch Bergbau... Eine trutzigen Burgmauer und auf dem colorierten Stich ist auch die Schönheit zu sehen. Ich finde es eigentlich gut, dass es im Privatbesitz ist und nicht besucht werden kann, d.h., dass seine Zukunft finanziell wohl gesichert ist und es erhalten bleibt.
    Kopfweiden sind immer wieder so sehenswert!
    Danke Dir auch und liebe Grüße
    Nina

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  8. What a magnificent castle!
    I enjoyed reading about its history.
    Loved the photos too.

    Happy Friday!

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  9. Wir waren des öfteren auf dem nahegelegenen Deich spazieren und haben uns immer wieder gefragt, was es mit diesen Mauern auf sich hat!? Danke für deinen Bericht und die tollen Informationen!

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  10. wie wechselvoll doch die Geschichte der deutschen Ländereien .. Grafschaften .. Schlösser und Burgen damals war
    und durchaus auch kriegerisch
    leider wissen viele die friedliche Zeit die wir hatten und haben nicht zu schätzen
    und haben aus all dem Leid nichts glernt
    zu schnell geht Geschichte vergessen
    schön dass du das alles wieder aufgezeigt hast
    liebe Grüße
    Rosi

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  11. Liebe Frau Frieda, das ist ein sehr schöner Bericht über unser schönes
    Ossenberg .Leider ist aber die Geschichte des Schlosses schlecht recherchiert. Ein Johann Christoph Graf von Berg und Mark ist mir gänzlich unbekannt und niemals Besitzer von Haus Ossenberg gewesen . Es gehörte zuerst den Herrn von Ossenberg, 300 Jahre der Familie von Wevort (wevert, wevorden), der Generalsfamilie Freiherr von Wylich Lotum , dem Grafen Truchsess von Waldburg capustigal der das alte Schloss abriss und ein neues in der heutigen Form baute, dem dompropst von Utrecht, Thomas Brauward, dann kaufte es der rheinberger Kaufman Ludolf von der Rhoer und seine Urenkelin oder Enkelin Albertine heiratete Graf Otto Berghe von Trips. Sein Sohn Luitpold vererbte es seinem Neffen Clemens Graf Berge von Trips und der wiederum seiner Grossnichte. Diese heiratete den Herzog von Urach und diese Familie kümmert sich bis heute um das alte wunderbare Haus. Mit herzlichen Grüssen und Dank für Ihr Interesse , Herzogin von Urach

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    1. Liebe Herzogin von Urach,
      ich fühle mich sehr geehrt, dass Sie mich hier auf mein(en) Blog beehren. Über Ihr Lob habe ich mich sehr gefreut, auch wenn direkt darauf eine Unstimmigkeit folgt. Es tut mir leid, dass Sie finden das mein Beitrag schlecht recherchiert ist. Doch um ein Missverständnis zu beseitigen, möchte ich darauf hinweisen, dass in meinem Beitrag kein "Johann Christoph Graf von Berg und Mark" erwähnt wurde, sondern "Johann Christoph von Wylich" . An dieser Stelle macht meine "Heimatgeschichte" nun einen Sprung in das 19. Jahrhundert. Für die chronologische Erweiterung sage ich herzlichst "Danke schön". Mit ebenso herzlichen Grüßen, Nicole Joost

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