Montag, 2. Mai 2022

Heimatgeschichte(n) - Der Hochwald "Mönchsschall" (oder "Wie die Mönche nach Kamp kamen.")


Am 31. Januar 1123 schenkte der Erzbischof von Köln Friedrich I, seinem Bruder Abt Heinrich, der damals in dem französischen Zisterzienserkloster Morimond lebte, ein Stück Land, welches im nördlichen Teil des Erzbistums Köln am linken Niederrhein zu finden war, damit dieser gemeinsam mit zwölf weiteren Mönchen das erste Zisterzienserkloster im damaligen deutschsprachigen Raum gründen konnte. Zuerst entschieden sich die Zisterzienser ihre Niederlassung auf einem Feld (Camp) in einer für den Niederrhein typischen Sumpf- und Bruchlandschaft zu gründen und eine entbehrungsreiche Zeit für die Brüder des Klosters Camp begann, da das Land erst gerodet und die Sümpfe trocken gelegt werden mussten. Dennoch gelang es dem zweiten Abt, Theoderich (1137-1177) den Grundstein für den Erfolg der Zisterzienser in Deutschland zu legen. Unter seiner Führung entstanden hier bei uns am Niederrhein viele landwirtschaftliche Großbetriebe, die sogenannten Grangien. Auch der Zulauf an Mönchen war sehr groß und so wurden insgesamt 15 Tochterklöster, direkt von Camp aus, gegründet. Im Laufe der Zeit gab es über 60 Zisterzienserklöster und noch weitere 24 Zisterzienserinnenklöster in Deutschland, die der Aufsicht des Camper Abtes unterstanden. Mit dem dritten Abt Gierard wurde dann mit dem Bau der Klosteranlage, Kloster Kamp, auf einem ganz in der Nähe liegenden Hügel, dem heutigen Kamper Berg, begonnen und für die Zisterzienser begann ein auf das Strengste geregelter Tagesablauf. 

"Ora Et Labora" war der Leitspruch des Ordens und somit war der Alltag der Zisterzienser-Mönche  geprägt von einem Rhythmus aus Gebet und Arbeit, welcher durch das tägliche Stundengebet strukturiert wurde. Um zwei Uhr nachts rief die helle Klosterglocke die Mönche, die angekleidet auf Strohsäcken schliefen, zur ersten Andacht und dann drangen, nach dem Vaterunser, dem Glaubensbekenntnis und den Psalmen, die feierlichen Lobgesänge durch die Stille der Nacht. Weithin verlor sich der Schall der Männerstimmen. Bis in die Waldungen zwischen Camp (heute Kamp) und Hoerstgen vernahm man den frommen Gesang. Aus diesem Grunde, so berichtet die Überlieferung, hat auch der prächtige Hochwald westlich von Niedercamp (heute Niederkamp) bis auf den heutigen Tag den volkstümlichen Namen "Mönchsschall" erhalten. 

Über die Geschichte des Klosters habe ich bereits >hier< berichtet.
Den Segen vom Kloster Kamp findet Ihr >hier<.
Eine herbstliche Zeitreise ist >hier< zu finden.



Verlinkt: "Unser Jahresprojekt" von Andrea, *Natur-Donnerstag* von Elke

Die über 180 Jahre alten Buchen schicke ich mit einem lieben Gruß  zu  Astrid "Mein Freund der Baum". Die Buchen im Mönchsschall haben teilweise eine Höhe von über 40 Meter erreichen können und sind damit doppelt so hoch, wie in einem normalen Wirtschaftswald. Ein Spaziergang in diesem Stück Wald ähnelt einem Besuch in einer altehrwürdigen Kathedrale. Zu finden ist  der Wald übrigens unweit der Naturwaldzelle Niederkamp.

10 Kommentare:

  1. Liebe Nicole,
    mal gut, dass meine Nachtruhe heuteungestörter verlief... warum nur kam man damals auf die Idee, die armen Mönche zu so unchristlicher Zeit zum Beten zu wecken?
    Danke für die interessanten geschichtlichen Hintergründe aus deiner Gegend. Tatsächlich habe ich mich schon öfter gefragt, wie es wohl zum Namen deines Heimatortes gekommen ist, wenn ich die Adresse schrieb...
    Claudiagruß

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  2. Sehr interessanter Beitrag; insbesondere für mich, der gerade von Düsseldorf nach Kamp-Lintfort gezogen ist.

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  3. Die Zisterzienser sind also vom Niederrhein aus weiter gezogen um weitere Klöster zu gründen, das wusste ich gar nicht. Danke Dir für ein weiteres kleines Geschichtsstündchen.
    Und so wundervolle Bilder dazu.
    Habt eine gute Woche, hoffe, es geht halbwegs, bzw besser!
    Ganz liebe Grüße
    Nina

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  4. Danke fürs Verlinken! Da hast du ja gleich zwei Fliegen mit einer Klappe bzw. zwei Lieblingsthemen der Frau K. in einem Post untergebracht, denn nicht nur Bäumen gilt mein Interesse, auch Zisterzienserklöstern, die ich immer wieder mal besucht habe ( nicht weil ich so fromm bin, sondern weil mich die kulturellen Aktivitäten der Mönche und die Bauwerke faszinieren - Kamp ist ja leider nicht mehr in der ursprünglichen Form ). Und der Kölner Erzbischof hatte auch noch seine Hände im Spiel! Nicht minder faszinierend ist das lichte Grün auf deinen Fotos!
    Hb eine gute Woche!
    Astrid

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  5. Diesen Gesang hätte ich gerne einmal gehört.
    LG Karin

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  6. Danke für den geschichtsträchtigen und sehr interessanten Bericht aus deiner Heimat. Da kann man sich in dem lichten Frühlingsgrün den Schall der singenden Männerstimmen sehr gut vorstellen.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  7. ein ganz wunderbarer wald! das gefühl in einer natur-kathedrale zu stehen haben wir im elm, wo es auch riesige buchen gibt, schon des öfteren gehabt! interessant, dass sich die zisterzienser so schnell ausgebreitet haben und so viele klöster von dort aus gegründet wurden. braunschweig hat übrigens auch ein sehr altes zisterzienserkloster, das 1145 erbaut wurde.
    liebe grüße
    mano

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  8. Liebe Nicole,
    ein sehr interessanter Beitrag. Ich finde es auch immer schön, wenn ein Geheimnis um einen Namen gelüftet wird. Ich hätte mir sonst kaum vorstellen können, warum dieser Wald so einen Namen hat.
    Allerdings finde ich es schon sehr hart, um zwei Uhr aufstehen zu müssen und das jeden Tag, oder kannten die Mönche ein Wochenende?
    Ich wünsche Dir noch eine schöne Woche.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

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  9. Interesante lo que nos cuentas. Las fotografías están preciosas. Besos.

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  10. ein wunderschöner Frühlingswald..
    zu keiner Zeit sind die Grüntöne so unterschiedlich wie im Frühling..
    sehr interessant auch die Erzählung über die Klöster
    das Mönchsleben war kein Zuckerschlecken..

    liebe Grüße
    Rosi

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