! ACHTUNG !
- Gast-Post vom
Göttergatten -
Es war schon ein lange gehegter Wunsch einmal ein Messer
selber zu schmieden. Ähnlich dem, selber
einen Bogen zubauen. Ich liebe es, Handwerkliches neu zu lernen und
Grunderfahrungen zu sammeln. Das Interesse am Schmieden gehörte auch schon
immer dazu. Ihr müsst wissen, mein Vater ist gelernter Freiformschmied und
hatte immer mal eine kleine Anekdote zu diesem Handwerk parat.
Ein Kurs im
Messerschmieden
Damit das „Ergebnis“
auch was Praktisches wird, lag nichts näher, als ein Messer schmieden zu
wollen. Gemeinsam mit einem interessierten Kollegen machte ich mich auf die
Suche nach einem geeigneten Kurs. Nach längerem Hin-und Her sind Martin und ich
dann im Sommer in den Norden, in die Nähe von Lüneburg, gefahren, in die Erlebnisschmiede
Südergelesen. Die historische Schmiede wird durch einen gemeinnützigen
Verein betrieben und durch das Büro für
angewandte Archäologie (AGIL) unterstützt, worüber die Kurse auch gebucht
werden können.
Nachdem sich alle Teilnehmer
bei der ersten Tasse Kaffee (und es folgten noch viele in dem zweitägigen Kurs)
kennen lernen konnten, ging es frisch ans Werk. Sozusagen als „Lockerungsübung“
sollte jeder einen Entwurf seines Wunschmessers zu Papier bringen. Dieser
sollte dann später immer wieder zur eigenen Referenz dienen.
Hier mein Entwurf
(noch in dem Glauben, ein sogenanntes „Vollerl-Messer“ zu schmieden.
Danach gab es erstmal
einen „leichten Einstieg“ in das Schmieden …
Erstes Schmieden üben
Zu Beginn sollte
jeder mit einem Rundstahl einen einfachen Kerzenhalter, Schürhaken oder
ähnliches schmieden, um ein Gefühl für Material, Werkzeug und Hitze zu
bekommen. Die richtige Hitze ist später beim Schmieden der entscheidende
Faktor, wie auch die Finger immer wieder mal leidlich erfahren (Pust-Pust-Pust …).
Den Rohling erstellen
Das spätere fertige
Messer wird aus einem Rohling aus gefaltenem Baustahl (für die Zähigkeit) mit
einem Kern aus Wälzlagerstahl (für die Schnitthärte) gefertigt. Für die bessere
Handhabung wird ein „provisorischer Griff“ angeschweißt (Der bei den späteren
Arbeitsgängen mehrfach wieder abfällt und wieder angeschweißt werden muss).
Das erste Verbinden
der verschiedenen Metallsorten muss unter großer Hitze erfolgen, daher können
alle Teilnehmer nur an der großen Esse der Schmiede diesen Arbeitsschritt durchführen.
Die Esse wird gut
angefeuert und auf Temperatur gebracht. Alle müssen jetzt nacheinander die
verschiedenen Lagen miteinander verschweißen. In der Zwischenzeit, damit keiner
warten muss, können die anderen noch weitere einfachere Schmiedearbeiten an den
kleineren Essen außerhalb der Schmiede erstellen.
Das „Paket mit Stiel“
wird in der großen Esse erstmal durchgeglüht bis es hell weiß-glühend ist. Die
Glühfarbe des Stahls uns somit die Temperatur ist entscheidend für den
Schmiedevorgang und sollte mehr als ca. 1000°C betragen.
Durch das Aufbringen
von Borax (Dose mit weißem Pulver) vor dem zweiten Glühen vermeidet man evtl.
Lufteinschlüsse zwischen den einzelnen Metallschichten.
Das Borax wird bei
den hohen Temperaturen flüssig, läuft in die Zwischenräume und verdrängt den Luftsauerstoff,
der später unschöne Einschlüsse im Messer und mögliche Roststellen bilden
würde. Die Klinge wäre damit wahrscheinlich nicht zu gebrauchen. Diese Prozedur
wird zweimal durchgeführt, um sicher zu gehen, dass das Borax überall in jede
Lücke gelaufen ist.
Der jetzt folgende Arbeitsschritt
muss schnell und präzise ausgeführt werden.
Schnelle kräftige
Schläge aus einer Richtung quer über den noch immer heiß-glühenden Rohling sind
notwendig, um die Klinge gelingen zu lassen.
Bevor jetzt jemand
fragt, warum ich nicht auf den Fotos bin:
Ich habe auch alle Arbeitsgänge gemacht, konnte aber ja nicht gleichzeitig auch die Fotos machen ;)
Ich habe auch alle Arbeitsgänge gemacht, konnte aber ja nicht gleichzeitig auch die Fotos machen ;)
Die zukünftige Form geben
bzw. Klinge und Erl ausschmieden
Die einzelnen
Schritte sind sehr arbeitsintensiv, da war nicht viel Zeit zum Fotos schießen …
Mein fertiger Messerrohling,
aber bis es dazu kam, war folgendes nötig:
1)
Das vorbereitete Paket wird durch Schmieden,
also wechselndes Erhitzen und Treiben auf dem Amboss, immer weiter gestreckt
und grob in Form gebracht, bis die Klinge in ihren Umrissen die gewünschten Abmessungen
hat.
Am Ende wird ein Bereich von ca. 2-3 cm stehengelassen.
Am Ende wird ein Bereich von ca. 2-3 cm stehengelassen.
2)
Dieser Bereich wird jetzt zum Erl (das Ende, das
den Kern des Griffs bildet) dünner werdend ausgeschmiedet.
3)
Jetzt werden die Übergänge zwischen Klinge und
Erl, sowie die Bereiche entlang der späteren Schneide mit Hilfe diverser
Schleifmaschinen ausgearbeitet (Flex, Schleifstein, Teller- und Bandschleifer,
usw.)
4)
Der Erl wird auf die spätere Grifflänge gekürzt.
5)
Jetzt wird der Rohling gehärtet, d.h. er wird
bis zu einem schönen „Kirschrot“ im Feuer der Esse gleichmäßig erhitzt, um dann
in einem Ölbad „abgeschreckt“ zu werden.
6)
Über Nacht wird jetzt der Rohling nochmal in
einem Ofen ca. 200°C „angelassen“, also das „Entspannen“ der kristallinen
Metallstrukturen im Messer, um es etwas „weicher“ zu machen. Dadurch wird es
später weniger bruchanfällig sein.
Hier kann man gut die
verschiedenen Klingentypen erkennen, die maßgeblich für das spätere Aussehen,
sowie den Nutzen des jeweiligen Messers sind.
Fleischmesser,
Hackmesser oder einfache „Bushcraft“-Messer.
Die Griffherstellung
Hier hab‘ ich leider
gar keine Fotos, aber es geht ja in erster Linie auch um’s Schmieden.
Trotzdem ein paar (er-)klärende Worte:
Trotzdem ein paar (er-)klärende Worte:
1)
Zunächst sucht man sich das gefälligste Material
für seinen Griff, es stehen verschiedene Hölzer zur Auswahl (Buche, Walnuss,
Ahorn, Ebenholz, …) genauso wie Horn, Kunststoff und Messingbeschläge. Die
Hölzer sind schon in passenden Größen vorgeschnitten.
2)
Gegebenenfalls leimt man mehrere Schichten der
Wahlmaterialen für den Griff aufeinander (die alle Messer haben eine Mischung
von Ebenholz und einer anderen Holzart).
3)
Jetzt überträgt man die Form und Position des
Erls auf das Griffstück und bohrt ein passendes, dem Erl entsprechendes, Loch hinein.
4)
Als nächstes wird der Klingenrohling mit Hilfe
eines Zweikomponentenklebers in das Griffstück eingeklebt. Das Abkleben des
Messerblatts mit Malerkrepp darf vorher nicht vergessen werden, da sonst evtl.
unschöne Ränder auf dem Metall zurück bleiben können.
5)
Dann überträgt man den Entwurf grob auf den
Holzgriff und arbeitet sich mit verschiedenen Schleifwerkzeugen (Teller- und
Bandschleifer, Raspel, Feile und Schmirgel und Schleifpapiere verschiedener
Körnung) an die gewünschte Griffform heran, bis es passt.
6)
Nach Beendigen der Schleifarbeiten ölt man den
Griff (mit z.B. Leinöl), um ihn haltbarer und widerstandsfähiger zu machen.
Die fertigen
Exemplare
Nachdem dann alle mit
ihrer Arbeit fertig waren, gab es ein paar durchaus ansehnliche Ergebnisse zu
bestaunen.
Danke für’s Lesen und weiter geht’s in Stahl und Leder - Teil 2 (Lederscheide
nähen)!
… und: Für evtl. Fehler übernehme ich keine Haftung!
Weitere Informationen
gibt‘s hier:
·
Buch: Messerschmieden – Eine norwegische Kunst
(leider vergriffen; sollte das jemand haben oder finden, bitte melden!)
(leider vergriffen; sollte das jemand haben oder finden, bitte melden!)
Meine Sonntagsfreude = ein Gast-Post
ein sehr spannender post! ich konnte ein paarmal im freilichtmuseum einem schmied über die schulter schauen und mir mal einen nagel (!!) selbst schmieden. die hitze an der esse empfand ich als ziemlich höllisch und bewundere die schmiedekunst sehr - ich möchte nicht allzuviel zeit dort verbringen müssen! interessant, wie viele arbeitsschritte nötig sind, um zum fertigen messer zu kommen. ich finde, sie sind allesamt toll geworden, besonders das kleine hackebeilchen gefällt mir sehr ;-)!
AntwortenLöschenliebe grüße, auch an die göttergattin!
mano
Hallo liebe Nicole,
AntwortenLöschendas war ein sehr schöner Bericht. Bei uns kann man bei der VHS einen Kurs im Fahnenspitzen schmiden buchen. Ich glaube, nach deinem Bericht schaue ich mir das auch mal an.
Denke aber auch, dass das nicht so einfach ist.
Mit ganz lieben Grüßen Eva
baoh das ja mal klasse und einfach was anders.
AntwortenLöschenSuper.
LG
Ursula
uiuihuihui...das war jetzt aber reine männerkost - lach. ich habe einmal auf einem privaten weihnachtsmarkt ein messer schmieden dürfen und fand es richtig anstrengend und harte arbeit. mein guter freund hat später ablösen müssen und das werk vollendet. es ist ein liebes erinnerungsstück für mich, aber nach messer sieht es nur der form nach aus. deins ist da schon ein profiprofimesser geworden ;). schön, auch einmal nicoles mann hier lesen zu können. liebe grüße, sabine
AntwortenLöschenDas täte mir auch sehr gefallen. Aber vorerst bleibe ich bei den Schuhen. Liebe Grüsse von Regula
AntwortenLöschenBeim lesen staunte ich über die Schreibweise bei Nicole, dass es dein Mann ist merkte ich erst bei den Vorkommentaren.
AntwortenLöschenEs geht nichts über gute Messer, mein Gastkoch nimmt seine Japanmesser immer selber mit.
L G Pia
Das hätte meinem Vater gefallen, der hat auch nichts ausgelassen, was Handwerk anbelangt. Leider habe ich es verpasst, mir wenigstens das Schweißen von ihm zeigen zu lassen.
AntwortenLöschenDanke fürs Zeigen!
Einen schönen Sonntag!
Astrid
Liebe Nicole,
AntwortenLöschensehr interessant die Gastpost von deinem Mann.....
Und eine schöne Idee.....
Er wurde richtig mit tolle Werke belohnt...
Ganz liebe Grüße
Jen
Ein wirklich spannender Beitrag! Der Zwillingsbruder meiner Mutter war Schmied
AntwortenLöschen(erst Hufschmied dann Kunstschmied). Ein selbst geschmiedetes Messer bei sich zu tragen, stelle ich mir toll vor. Wobei - ich glaube, einen eigenen Bogen bauen, würde mir persönlich mehr liegen. (Da muss ich gleich mal anclicken)
Liebe Grüße
Andrea
...wenn man so ein Messer zur Hand nimmt, glaubt man gar nicht, wie viel Arbeit doch darin steckt...schön, das mal so verfolgen zu können...danke,
AntwortenLöschenliebe Grüße Birgitt
Da hast du dir ja wirklich einen tollen workshop ausgesucht!
AntwortenLöschenÜbrigens... habe ich dir schon erzählt, dass mein Opa bei uns der Dorfschmied war? *grins* Er hatte genau so eine Schmiede wie die, in der du dein Messer hergestellt hast. Ich habe, wenn ich intensiv daran denke, noch immer den typischen Geruch in der Nase!
Als Kind durfte ich manchmal mit, wenn er Kutschpferde beschlagen ging, von denen es noch ein paar wenige gab im Dorf.
Auch mein Vater beherrschte dieses Handwerk noch, es war aber dann nicht sein Beruf - er schmiedete mehr aus Hobby. Und auch keine Hufeisen mehr, sondern eher so Kunstschmiedezeugs. Halter für Blumenkästen. Oder so Fenstergitter, wie man sie ganz gern mal in den 70ern schick fand. ;-) Oder später dann Gartenstecker und Pflanzenhalter.
Diesees Kreativzeugs scheint dann wohl doch ein bisschen bei uns in der Familie zu liegen, stelle ich gerade fest. ;-)
Liebe Grüße vom
LandEi
Hallo Nicole´s GG,
AntwortenLöschenda bin ich aber sehr neidisch auf deine Meisterstücke. Habe mal einen tollen Bericht im Fernsehen darüber gesehen. Solche Messer sind unbezahlbar:) Toll!!!!! Herzlichst Kirsten
Liebe Nicole,
AntwortenLöschendein Mann hat das Zeug zum Blogger!
Die Messer sind wunderschön und haben einen unbezahlbaren ideellen Wert!
Habt noch einen gemütlichen Sonntagabend!
Ganz liebe Grüße von
Kristin
Ein toller Post liebe Nicole, das war bestimmt ein toller Workshop! ♥
AntwortenLöschenLiebste Grüße
Christel
Liebe Frau Frieda,
AntwortenLöschendas sieht toll aus und klingt sehr interessant, da wäre ich auch gerne dabei gewesen.
Ich bin ja auch immer sehr interessiert an so Dingen, auch Korbflechten und vor allen Dingen klöppeln würde ich auch gerne können.
Ich glaube auch im echten Leben würden wir zwei uns prima verstehen.
Hab es fein du Liebe herzlichst dein Reserl
Liebe Nicole,
AntwortenLöschendieser Post zeigt doch, dass ihr euch prima ergänzt:)
Super der Garbeitrag deines Mannes. Ich fand es richtig spannend über den Workshop zu lesen. Die Messer die dbei entstanden sind können sich echt sehen lassen.
Viele liebe Grüße
Silke
Liebe Nicole,
AntwortenLöschenwas Du hier gemacht hast ist einfach nur klasse und aus meiner Perspektive beneidenswert. Ich habe selbst großes Interesse an handwerklichen Sachen, aber ich bin noch nie auf die Idee gekommen, etwas zu schmieden. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Kurs richtig Spaß gemacht hat.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
Hallo ihr zwei,
AntwortenLöschensehr interessant, aber wenn ich diese Hitze denke... puh, nichts für mich.
Die Messer sehen allesamt sehr "gefährlich" aus (ich hatte Nicole schon gewarnt, nun keine unbedachten Bemerkungen mehr zu machen ;-))
Ach, und ich bin großer Fan von diesem Bärtchen (darf man das überhaupt sagen, ich meine natürlich BART! ;-)
Liebe Grüße, Schnitt ahoi (oder so)
Jutta
Hallo Nicole, das ist ein toller und interessanter Post von deinem GG. Ich liebe das Handwerk, ich bin begeistert, was und wie früher alles mit den Händen erschaffen wurde. Z.B. Körbe flechten, Schreinern, Spinnen oder halt auch das Arbeiten in der Schmiede oder als Schreiner. Mein Mann hat übrigens auch so ein Bärtchen, allerdings noch nicht ganz so lang, da paßt erst 1 Perle:)).
AntwortenLöschenGanz liebe Grüße
Birgit
Liebe Nicole,
AntwortenLöschenals Goldschmiedin kenne ich mich ja "ein bisschen" mit Schmieden aus - aber ein Messer zu schmieden finde ich etwas ganz besonderes. Leider habe ich es noch nie gemacht!
Wir verwenden ja auch Borax zum Löten, hier wird es zum Glühen benutzt - interessant.
Vielen Dank für diesen handwerklichen Bericht - ich liebe alles was mit Handwerk zu tun hat.
Vielleicht wird ja hier bei uns mal so ein Kurs von der VHS angeboten? Dann denke ich wieder an Dich! :-)
Alles Liebe
ANi