Schon von Weitem ist das Klirren der Schwerter und das Ächzen der Männer zu hören. Es riecht nach offenem Feuer und Männerschweiß. Die mittelalterliche Atmosphäre ist so dicht, man hat den Eindruck sie greifen zu können. Es geht an diesem Wochenende im Kloster Graefenthal um Ruhm und Ehre. Und Ihr könnt mir glauben, den Kämpfern in der Arena ist es ernst. Vollkontakt heißt es und die gut gerüsteten Kämpfer gehen wirklich auf's Ganze. Da wird geschlagen, gehauen und verdroschen. Mit großen Augen stehe ich wie viele andere Besucher am Rande der Bande und kann fast nicht glauben, was mir da gerade geboten wird. Es ist für mich, als ob ich in eine andere Zeit katapultiert worden bin. Für einen kurzen Moment schließe ich die Augen, ich kann gar nicht hinsehen, mit welcher Rohheit und Kraft gekämpft wird. Die Zuschauer johlen, doch ist es ein entsetzlicher Schmerzenschrei, der mich meine Augen erschrocken wieder öffnen lässt. Einer der Kämpfer liegt auf dem Boden und der Kampf wird unterbrochen. Schnell eilen einige Helfer herbei und bringen den jungen Mann aus der Gefahrenzone, sein Knie scheint schmerzhaft verdreht und er brüllt seinen Schmerz und auch vielleicht seinen Frust laut heraus. Auch die anderen Kämpfer halten für diesen Moment inne und aus den engen Öffnungen ihrer Helme quellen dichte Atemwölkchen, denn nicht nur die körperliche Anstrengung fordert ihren Tribut, sondern es ist auch eisig kalt. Der Winter hat den linken Niederrhein fest in seinem frostigen Griff. Der Kampf geht weiter. Nun heißt es noch zwei gegen drei. Ein großer Kerl hiebt gerade mit seinem Kurzschwert auf den behelmten Kopf seines Gegners ein. Ein anderer versucht währenddessen den selben Mann mit kräftigen Schlägen seiner Axt gegen das schützende Schild zu schwächen. Mein Blick senkt sich nach unten - was für eine Keilerei. Neben mir steht mein Göttergatte mit einem Teil seiner Leute (MSK) und kommentiert gerade das Vorgehen. Ein stattlicher Mann in Rüstung geht an uns vorbei und wirft meinem Göttergatten einen abschätzenden Blick zu. Mir wird klar, hier wird gerade abgewogen. Ich schlucke, stelle mich auf die Zehenspitzen und flüstere meinem Gatten ins Ohr: "Du willst doch nicht wirklich hier mitmachen, oder?!". Mein Göttergatte sieht mich mit einem breiten Grinsen und funkelnden Augen an: "Reizen würde mich das schon..!". Doch ich lasse ihn gar nicht weiter reden und zische so eindringlich wie ich kann: "Mein lieber Freund, bevor du da in den Ring steigen kannst, musst du erstmal an mir vorbei!". Mein Göttergatte lacht mich offen an, küsst mich mitten auf den Mund und erwidert: "Ach, Schatz. Das würde ich natürlich niemals wagen!".
(Vorsicht: Nicht's für schwache Nerven!)
Nachtrag:
Beim "Winter Fight-Cup" handelt es sich nicht um einen Mittelaltermarkt, sondern um eine "Sportveranstaltung". Es geht nur um die Kämpfe, wie zum Beispiel bei einem Boxkampf. Allerdings waren auch einige Händler da, die ihre Waren (Rüstung, Waffen, Kleidung) feilboten.