Der Wind pfeift ums Haus und rüttelt kräftig an den alten Sprossenfenstern, doch er kann den Menschen im Ofenhaus nichts anhaben. Ein bollerndes Feuer im Ofen verbreitet wohlige Wäme. Es riecht nach Tannengrün und Orangenpunsch. Die Tür geht auf und der Kater des Hauses schleicht sich herein. Er findet schnell ein behagliches Plätzchen auf eines der üppig ausgelegten Schafsfellen. Auf dem Boden sammeln sich langsam ungenutze Tannenzweige und die Adventkränze in den Händen lieber Menschen nehmen Form an. Still nehme ich mich für einen Augenblick zurück und höre dem Geplapper der kleinen Mädchen zu, die dunklen Stimmen der Männer verblassen im Hintergrund und mein Blick fällt durch das Fenster auf den beleuchteten Tannenbaum im Hof. Morgen ist schon der erste Advent. Ich denke an all' die Menschen, die in diesen Tagen Not leiden. Ich denke an meinen Vater, der im Krankenhaus liegt und an meine Mutter, die gerade bei meinem Bruder in der guten Stube sitzt und zwischen Lachen und Weinen, nicht ihre Situation einschätzen kann. Ich denke an die Menschen, die ihre Lieben verloren haben und hadere mit Gott und der Welt. "Brauchst du die Zange noch?", die kleine Mädchenhand berührt meine Hand, die untätig im Schoß liegt und ich schüttele den Kopf. Meine nachdenklichen Gedanken verfliegen und ich bin wieder im Hier und Jetzt. "Nein, du kannst sie haben!", mit einem Lächeln reiche ich ihr die Zange. Die Tür geht erneut auf und die Frau des Hauses kommt mit einem riesigen Schwung Nadelgrün und Buchsbaum herein: "Nachschub!", ruft sie fröhlich und beugt sich ein Weihnachtslied summend wieder über ihren noch unfertigen Adventskranz. Ich stimme mit ein und bin dankbar diesen adventlichen Augenblick genießen zu können.
Ich wünsche Euch einen friedvollen ersten Advent.
Herzlichst, Nicole.
Meine (Sonntags-)Freude heute: Dankbarkeit.