"Mama, warum gibt es eigentlich in diesem Jahr unsere Weihnachtssuppe ohne Brottasse?", mein Sohnemann sieht mich misslaunig an. "Das liegt daran, dass unser Bäcker heute morgen keine Waren verkaufen durfte!", mischt sich mein Göttergatte ein. Mein Sohnemann zieht seine Augenbrauen nach oben und guckt überrascht seinen Papa an. "Warum das?". "Nebenan in der Pizzeria hat es gebrannt.", weiß mein Göttergatte zu berichten, "Nur ein Kellerbrand, aber das Ordnungsamt hat wegen des Rauches alle Geschäfte geschlossen.". "Das ist ja schlimm!", der Gesichtsausdruck meines Sohnemannes wechselt in Sekunden von misslaunig auf mitfühlend, "Die armen Besitzer!". Ich lächle in mich hinein und sage aber: "Die Suppe gibt es in diesem Jahr sowieso erst am ersten Weihnachtstag, nachdem wir sie zu den Opas und der Oma gebracht haben. Heute am Heiligen Abend wollen wir doch gemütlich ein Raclette machen.". Aufmunternd blicke ich meinen Großen an, der gerade zur Tür hereinkommt. "Genau!", ergänzt mein Großer, "Schön gemütlich! Wir haben heute ja mehr Zeit als sonst. Kein Gottesdienst und auch die Großeltern wollen nicht hin und her gefahren werden.". Mein Herz wird ganz eng. Weihnachten ohne die Großeltern kann ich mir gar nicht vorstellen, aber sie haben sich so entschieden und das kann ich auch gut verstehen. Doch nicht nur diese besondere Situation bedrückt mich und so platze ich heraus: "Wie soll denn das Weihnachtsfest ohne den Segen des Pfarrers beginnen?!". Mein Lieben gucken mich ratlos an. "Gibt es denn vielleicht einen Online-Gottesdienst, Mama?", mein Großer sieht mich fragend an. "Das kann sein.", erwidere ich eifrig und suche auf meinem Smartphone nach einem Link. Und tatsächlich! Unsere Gemeinde hat einen Weihnachtsgottesdienst online gestellt. Was für eine Freude! So wollen wir es machen. Als dann pünktlich um 17.00 Uhr die Glocken der benachbarten Kirche läuten, sitzen wir alle vor dem Fernseher und der Gottesdienst beginnt. Wir beten gemeinsam mit unserem neuen Pfarrer, lauschen dem Orgelspiel und schauen uns vergnügt das Krippenspiel an. Einige der Kinder kennen wir sogar persönlich und das macht das Schauspiel noch anrührender. Dann ist es soweit unser Pfarrer schenkt uns seinen Segen und wie in jedem Jahr stimmt die Gemeinde "O du fröhliche" an. Mein Herz wird weit und meine Augen füllen sich vor Dankbarkeit und Freude mit einigen Tränchen. Verstohlen wische ich sie weg, doch mein Großer hat es schon gesehen. Schnell nimmt er mich in den Arm und flüstert liebevoll: "Frohe Weihnachten, Mama!". Dankbar sehe ich ihn an und schließe mich den fröhlichen Weihnachtswünschen- und Umarmungen meiner Lieben an. "Frohe Weihnachten, meine Lieben!"
Verlinkt mit: "Friday-Flowerday*