Die letzten Tage waren grau und von den schweren Regengüssen gut gewässert, schmatzen heute die Wiesen und Weiden bei jedem Schritt. Die Luft riecht frischgereinigt und die fast warme Frühlingssonne lässt von leichten Baumwollkleidern, duftendem Kamille und trägen Sommertagen träumen. Ein wenig trostlos stehen die frisch geschnittenen Kopfweiden am Rande des Hoerstgener Kendel, einer verlandeten Altstromrinne des prähistorischen Ur-Rheines, da und muten wie stumme Riesen aus einer längst vergessenen Zeit an. Unsere hübsche Hündin Julie läuft aufgeregt vor mir her, denn eine kleine Gruppe junger Nutrias hat bereits einen schmalen Pfad zwischen zwei saftig grünen Abschnitten festgetreten. Auch heute kann man in der Ferne die luftholende Nagernase im fast klaren Wasser deutlich erkennen, denn immer wieder sieht man im Wasser des Kendels feine Bläschen aufsteigen und verraten die Anwesenheit der Biberratte. Der fast wolkenlose Himmel spiegelt sich blau im kühlen Wasser des Kendels und ich schicke in Gedanken einen Dank an Mutter Natur. Die vergangenen Regentage waren so wichtig für unsere niederrheinische Landschaft mit ihrer wunderschönen Flora und Fauna.
Auch wenn die gerade frisch geschnitten Kopfweiden karg und unwirtlich erscheinen, dienen die Kopfweiden als Lebensraum zahlreicher Tierarten, vor allem die in ihrem Bestand bedrohten Fledermäuse und Eulen. Diese Tiere finden in den häufig hohlen Stämmen älterer Weiden Unterschlupf und Nistgelegenheit. Doch vor allem für die bedrohte Insektenwelt ist die Weide interessant: Über 400 Insektenarten ernähren sich von den Blättern und Blüten. Kein anderer Baum beherbergt eine solch große Zahl. Die attraktiven männlichen Blütenkätzchen bieten Nektar und Pollen für 60 Wildbienenarten. Über 160 Tag- und Nachtfalterarten finden auf Weiden ihre Nahrung, entweder als blätterfressende Raupe oder als blütenbesuchender Schmetterling. Fast 100 Käferarten haben in alten Weiden ihren Lebensraum. Deshalb setzen sich Naturschutzorganisationen, wie zum Beispiel der NABU, für den Erhalt der Kopfweiden ein. Das bedeutet für die meist ehrenamtlichen Helfer viel Arbeit, denn die Kopfweiden müssen zur Pflege regelmäßig geschnitten werden, um sie auch vor Windbruch zu schützen. Das "Auf-Kopf-setzen" geschieht übrigens immer abwechselnd und nicht in jedem Jahr, so dass es für die Tiere immer eine Möglichkeit gibt, die Weide in ihrer Gänze zu nutzen. Das konnten wir auch gut in den letzten Jahren beobachten. Vielleicht erinnert Ihr Euch noch an den ersten Abschnitt des Hoerstgener Kendels? Dort wurden auch im letzten Frühjahr die Kopfweiden (allerdings von der Lineg) geschnitten und trieben kurz drauf wieder aus.
Euch einen gesegneten Palmsonntag!
Herzlichst, Nicole
Toll, das du das alles hier noch mal erklärst! Es hat bei mir auch gedauert, bis ich begriffen habe, wann und warum die Weiden geschnitten werden oder nicht. Sie fallen ja hier am Niederrhein sehr ins Auge. Verlinkst du den Beitrag bitte mit „Mein Freund, der Baum“?
AntwortenLöschenIst es bei euch heute auch wieder so grau? Ich mag gar nicht aus dem Bett steigen…
Sonntagsgrüße!
Astrid
Ist schon passiert, sehe ich grade. Danke!🥰
LöschenJa, auf den ersten Blick sehen sie so frisch geschnitten, grausig aus, aber das ändert sich ja sehr schnell und es ist es allemal wert!
AntwortenLöschenIch tröste mich auch fleissig damit, dass das Wetter der Natur gut tut (na ja, den Märzhasen allerdings nicht, zu nass)
Habt einen schönen Sonntag und liebe Grüsse
Nina
sehr schöne Bilder hast du mitgebracht ..
AntwortenLöschendas ist ja sehr interessant was du über die Weiden berichtest
in den Rheinauen hat es auch viele und uralte Weiden
bei uns war das Wetter auch gruselig ..
Regen und Sonne im 10 min Takt
dazu viel Wind
ich kann kaum etwas im Garten machen :(
liebe Grüße
Rosi
Herrlich so ein Spaziergang im Sonnenschein. davon hatten wir bisher zu wenig...heute ist es auch möglich, aber der Wind ist noch eisig!!! Wir wollen frühling!
AntwortenLöschenLiebe Grüsse Augusta
Das sieht nach blauem Himmel aus liebe Nicole,
AntwortenLöschender ist hier leider nicht in Sicht, alles Grau und Nass.
Schön, so ein Spaziergang.
Und wunderbar grün, danke fürs Verlinken.
Und Danke für die süße Katzenkarte, ich habe mich dolle gefreut.
Ganz lieben Gruß
Nicole
So ein Frühlingstag wäre schön.
AntwortenLöschenHier kalt, nass und grau.
GLG, Karin
Wenigstens liegen bei euch die abgeschnittenen Äste nicht einfach auf dem Boden, wie bei uns. Schön, dass bei euch die Natur richtig gut durchgetränkt ist. Bei uns fällt der Regen nur spärlich.
AntwortenLöschenL G Pia
Liebe Nicole,
AntwortenLöschenzunächst sehen die Weiden wirklich immer gruselig aus und ich habe mich schon oft gewundert, dass sie so radikal beschnitten werden.
Danke für deine ausführlichen Erläuterungen dazu, das habe ich tatsächlich noch nicht gewusst.
Herzliche Claudiagrüße
... von der, die die Nutrias mit ihren gelben Zähnen immer gerne mal mit Zahnbürsten ausstatten und zum Zahnarzt schicken würde ;o)
Guten Morgen Nicole,
AntwortenLöschenoh ja, das ist der Niederrhein! Ich liebe deine Spaziergänge immer sehr.
Komme gut durch die Karwoche.
Liebe Grüße
Tina
ich freue mich über jede kopfweide, die ich sehe und die noch geschnitten wird, um sie zu erhalten. ein großes dankeschön an alle ehrenamtlichen helferleins!
AntwortenLöschenund an dich für diesen schönen beitrag!
liebe grüße in die osterwoche
mano