Direkt in der Nachbarschaft liegt eine kleine Ortschaft Namens Repelen. Der Name Repelen ist aus "Rapil ara hesi" entstanden und kommt erstmals in einem lateinischen Heberegister aus dem 9. Jahrhundert vor. Die Bezeichnung ist keltischen Ursprungs und bedeutet "Altar des Hesus", der der Kriegsgott der Kelten war. Repelen war also zu alten Zeiten eine keltische Opferstätte, das bestätigt auch ein Fund aus den 1956ern. Dort fand man bei Sicherungsarbeiten wegen Bergschäden einen Baumsarg, der mindestens in das 10. Jahrhundert zurückverweist. Die Entstehung der Repelener Dorfkirche verlegt man in das 7. Jahrhundert und somit gehört die Dorfkirche zu den ältestens Kirchen Deutschlands. Ihr Vorplatz wird umrahmt von Geschäftshäusern, einer Apotheke und dem weit bekannten Gasthof "Zur Linde", dessen Wahrzeichen eine mächtige über 400 Jahre alte Linde war, bis sie 1964 einem Sturm zum Opfer fiel. In dieser hübschen Kulisse findet das traditionelle Turmblasen am Samstag vor dem vierten Advent statt. Der Posaunenchor Repelen spielt dann hoch oben vom Kirchturm Weihnachts- und Adventslieder.
Mein Göttergatte und ich stehen auf dem hübschen Kirchplatz der alten Dorfkirche in Repelen und warten darauf, dass die Kirchturmuhr fünf Uhr abends schlägt. Um uns herum stehen vereinzelt Menschen, die freudig den einen oder anderen aus der Gemeinde begrüßen. Es riecht nach aromathischen Glühwein und aus der gegenüberliegenden Gaststube dringt warmer Bratenduft durch die sich ständig öffnende Restauranttür. Mein Göttergatte zieht mich gerade an sich als die Kirchturmglocken anfangen zu läuten. Ding, dong. Ding, dong - fünf mal hört man die Glocken erklingen und dann ertönt auch schon der Posaunenchor. Es beginnt mit "Alle Jahre wieder" über "Macht hoch die Tür", "Tochter Zion", "Es ist ein Ros entsprungen", "Fröhliche Weihnacht", "O Tannenbaum" und endet mit "Morgen, Kinder, wirds was geben". Ich kuschele mich in die Armbeuge meines Mannes und lausche ergriffen. Meine Gedanken fliegen in den klaren Nachthimmel und ich denke an meine Mama und daran, wie sie mir als Kind immer wieder erzählt hat, wie ihr Papa, also mein Großvater, in jedem Jahr zu Weihnachten oben auf dem Kirchturm der evangelischen Kirche zu Riesa beim großen Turmblasen seine Posaune gespielt hat. Bis der Krieg kam und ihnen alles nahm - auch meinen Großvater. Mein Herz wird eng und ich blinzle verstohlen ein paar Tränen weg. Meine Mama. Sie fehlt mir. Ihre Geschichten, ihre Lieder und ihre Fürsorge. Genau wie mein Papa mit seiner mir gehörenden Liebe. Ob sie wohl gemeinsam in diesem Moment von einem der leuchtenden Sterne auf mich herabblicken? Oh, ich hoffe es so sehr!
Posaunenchor Repelen, Turmblasen, Evangelische Dorfkirche.
Es gibt keinen Weg zum Frieden,
denn Frieden ist der Weg.
(Mahatma Gandhi)